Unterwegs im kleinsten spanischsprachigen Land Südmamerikas

Uruguay hatten wir auf unserer ersten Etappe durch Südamerika ausgelassen. Mehr oder weniger bewusst. Als wir damals, Ende Dezember 2016, von Buenos Aires losfuhren, zog es uns Richtung Süden. Und als wir Ende Juni 2017 wieder nach Buenos Aires zurückkehrten, wollten wir unsere bereits bei der Einreise von Bolivien nach Argentinien erhaltenen acht Monate „Aufenthaltsbewilligung“ für unser Fahrzeug nicht aufs Spiel setzen. Wir hatten nämlich gehört, dass ein paar argentinischen Zollbeamte in den umliegenden Provinzen von Uruguay lediglich drei Monate fürs Fahrzeug gewähren (analog der Aufenthaltsdauer für Personen). Das wäre in unserem Fall definitiv zu kurz ausgefallen. Schliesslich wollten wir fünf Monate in der Schweiz bleiben und unser Fahrzeug solange in Argentinien einstellen.

Was hat uns dann schlussendlich doch dazu bewogen, nach Uruguay zu reisen? Nun ja... Einerseits, weil wir uns gerne noch ein bisschen an den Stränden der Ostküste aufhalten wollten, bevor es ins Landesinnere geht. Andererseits führten wir seit Santiago eine Alu-Leiter von deutschen Reise-Kameraden in unserem VW-Bus mit, die wir endlich loswerden möchten. Und zu guter Letzt hatte ich Dussel zuhause in der Schweiz zu viele Kreditkarten aussortiert. Ihr fragt euch jetzt wahrscheinlich, was der dritte Punkt mit Uruguay zu tun hat. Ihr werdet es in den kommenden Zeilen erfahren...

 

Los geht’s!
Am 21. November 2017 führten wir unseren VW-Bus endlich wieder seinem Bestimmungsort zu: auf die Strasse. Wobei er und wir uns das wohl etwas dynamischer vorgestellt hatten: Stau war nämlich angesagt. Und so hatten wir für die knapp 40 Kilometer bis zum Fähr-Hafen in Buenos Aires drei Stunden benötigt. Gut, dass wir so viel "spatzig" eingerechnet hatten und trotzdem noch rechtzeitig am Hafen angekommen sind. Die Passkontrolle sowie das Verladen verlief reibungslos, wobei unser VW-Bus plötzlich wieder Startschwierigkeiten hatte. Blieb nur zu hoffen, dass wir bei der Ankunft in Uruguay ohne fremde Hilfe von der Fähre kommen. Nach etwa eineinhalb Stunden Fahrt war unser Zielhafen in Colonia, Uruguay, erreicht. Erstaunlicherweise startete unser redvan diesmal wieder ohne Probleme. Seltsam, aber Hauptsache er läuft.

 

Warten am Zoll
Beim Zoll war dann wieder Geduld gefragt. Obwohl wir uns bereits diverse Grenzübergänge gewohnt waren, handelte es sich bei diesem hier definitiv um einen der bisher chaotischsten. Erst wurde etwas unkoordiniert von der einen Sachbearbeiterin zum andern hin und her gewechselt. Und dann hatte der ältere Herr, der sich der Sache schlussendlich annahm, grosse Mühe mit dem Erstellen der Dokumente (die Korrektur seiner Brillengläser hätte dringend mal überholt werden müssen – und so auch seine PC-Kenntnisse). Gut Ding will Weile haben. Und so warteten wir geduldig, bis der Herr endlich sämtliche Informationen korrekt und vollständig auf unsere Zollpapiere übertragen hatte.

 

Viva Colonia (del Sacramento)!
Dass wir gleich schon am ersten Reisetag irgendwo „wild“ campieren, hätten wir uns vor einem Jahr wohl noch nicht zugetraut. Die Dame vom Tourismusbüro in Colonia del Sacramento hatte uns zwar noch gesagt, dass dies (offiziell) nur auf einem speziell ausgewiesenen Platz in einem Park erlaubt sei. Doch als wir uns diesen mit Abfall übersäten, lieblosen und menschenleeren Park angeschaut haben (Gruselfilm-Szenario lässt grüssen), war für uns klar, dass wir hier ganz sicher nicht die Nacht verbringen werden. Und so blieben wir einfach auf einem Platz etwas ausserhalb von Colonia (übrigens die älteste Stadt Uruguays) an der Uferpromenade des Rio de la Plata stehen, wo wir es uns schon am Nachmittag nach unserer Ankunft gemütlich gemacht hatten. Am nächsten Tag parkierten wir unseren VW-Bus im Zentrum von Colonia und erkundeten zu Fuss die historische Altstadt (von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt). Obwohl es viele Touristen hatte, war die Stadt deswegen nicht gleich überlaufen (also nichts im Vergleich zum Touristen-Aufmarsch in der Luzerner Altstadt). Liegt wohl aber auch daran, dass noch nicht Hauptsaison ist und sich vieles noch im Winterschlaf befindet. Gut für uns. Die Atmosphäre war dadurch total entspannt und wir konnten uns auch tatsächlich einen freien Tisch in einem netten Café direkt auf einem belebten Platz bei einer der Sehenswürdigkeiten (Kirche Matriz del Santisimo Sacramento) ergattern.

 

Das liebe Geld
Den Kaffee und den Einkauf im Supermarkt konnten wir glücklicherweise noch mit Kreditkarte bezahlen. Da es aber auch in diesem Land nicht ganz ohne Bargeld gehen würde, suchten wir noch in Colonia einen Bancomaten auf. Wie sich jedoch herausstellte, funktionierte bei keinem unsere EC-Karten. Mist! Ein Geldbezug mit der Kreditkarte kostet uns im Minimum CHF 10.00. Leider blieb uns irgendwann nichts Anderes übrig, da auf der Hauptverkehrsroute immer wieder mal Mautgebühren fällig waren und uns so langsam aber sicher die argentinischen Pesos ausgingen, mit denen wir die ersten Gebühren noch bezahlen konnten.

 

„Paraiso Suizo“
Unser nächstes Ziel war der Campingplatz von Silvia & Heinz. Das Schweizer Paar hatte dort vor ungefähr drei Jahrzenten eine grössere Fläche Land gekauft, wovon sie immer wieder mal ein paar Parzellen weiterverkaufen. Neben ihrem Eigenheim haben sie dort aber auch noch einen Campingplatz errichtet, wo auch Fahrzeuge vorübergehend eingestellt werden können (in Uruguay bis zu 12 Monate – wobei dies in Zukunft vielleicht nicht mehr so leicht möglich sein wird). Auch wir hatten im Frühling 2017 eigentlich geplant, unseren VW-Bus hier einzustellen. Da wir jedoch von Buenos Aires aus günstigere Flüge als von Montevideo ergattern konnten, hatten wir uns kurzfristig umentschieden und unseren VW-Bus in Argentinien einstellen lassen.
Als wir auf dem Campingplatz ankamen, wurden wir bereits herzlich von Heinz begrüsst und instruiert. Ob wir gleich Brötchen für den nächsten Tag bestellen wollten, wurden wir gefragt. Wie wir schon von anderen Reisenden gehört haben, handelt es sich dabei um frisch gebackene knusprige Brötchen, die man unbedingt probieren muss. Kein Wunder also, dass auch wir gleich ein paar mitbestellten. Wir waren nicht die Einzigen, die sich dort aufhielten und so ergaben sich viele interessante Gespräche über bisherige und bevorstehende (Reise-)Abenteuer.

 

Punkt 3 auf der „To do“-Liste
Nachdem wir gleich zwei Nächte im „Schweizer Paradies“ hängen geblieben sind (kein Wunder bei dem leckeren Brot, der gemütlichen Atmosphäre, den hervorragenden sanitären Anlagen und der Nähe zum Strand – auch wenn es zum Baden viel zu windig und deshalb auch zu kalt war), zogen wir weiter. Ein paar Kilometer weiter nördlich hat nämlich vor ein paar Tagen ein anderer Schweizer seinen VW-Bus aus dem Winterschlaf geholt und nebst vielen Ersatzteilen auch noch etwas für uns im Gepäck mit nach Uruguay gebracht. Nachdem ich vor ein paar Tagen mit Schrecken realisiert hatte, dass ich nebst den vielen Kundenkarten auch gleich eine Kredit- und EC-Karten aussortiert hatte, kam mir glücklicherweise in den Sinn, dass Martin demnächst wieder von der Schweiz nach Uruguay reisen würde. Martin ist einer unserer vielen sympathischen Reisebekanntschaften, mit denen wir glücklicherweise auch weiterhin in regem Kontakt blieben. Wenigstens konnte ich mich noch erinnern, wo ich all diese Karten in unserem Keller verstaut haben könnte. Für den Rest sorgte dann Tinus Mutter, welche die Karten gerade noch rechtzeitig mit A-Post an Martins Postadresse im Aargau schicken konnte. Und so sassen wir nur wenige Tage später gemeinsam mit ihm im gemütlichen Innenraum seines VW-Busses „Lenny“ und durften nicht nur unsere Bankkarten in Empfang nehmen, sondern auch gleich ein paar gesellige Stunden mit ihm verbringen.

 

Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt...
Auch wenn wir gut und gerne noch weitere Stunden oder gar Tage mit Martin hätten verbringen können (an interessantem Gesprächsstoff würde es definitiv nicht mangeln, bei allem was er schon erlebt hat), zog es uns am nächsten Tag zurück in Richtung Küste. In Piriapolis legten wir unseren nächsten Halt ein. Einerseits, um am Fischerhafen frischen Fisch zu kaufen. Andererseits, um uns im Supermarkt noch mit den restlichen Lebensmitteln und Toilettenartikeln einzudecken. Seit unser Fahrzeug auf unserer ersten Reiseetappe durch Argentinien bei Puerto Madryn vor einem Supermarkt aufgebrochen wurde, bleibt Tinu jeweils im Fahrzeug zurück, während ich die Einkäufe erledige. Als ich nach dem Einkauf zu Tinu und unserem VW-Bus zurückkehrte, erspähten meine Augen etwas, dass nicht viel Gutes bedeuten würde: Unsere Stühle und der Bettinhalt standen auf dem Trottoir und Tinu werkelte am Motor herum. Gar nicht gut. Aber mittlerweile nichts (mehr), was mich aus der Ruhe bringen könnte. Auch wenn es diesmal alles andere als gut aussah. Unser VW-Bus liess nämlich nicht mehr starten. Tot. Ende Gelände. Mittlerweile wurden natürlich auch die Anwohner auf uns aufmerksam und erkundigten sich, ob sie uns helfen können. Da Tinu vermutete, dass unser Anlasser nun endgültig den Geist aufgeben hat, brauchten wir wohl oder übel einen Mechaniker. Leider war es aber Samstagnachmittag und keiner der Mechaniker, welcher von den beiden hilfsbereiten Anwohnern angerufen wurde, konnte telefonisch erreicht werden. Sie versuchten wirklich alles. Sogar die Tochter des einen nutzte all ihre Kontakte, um für uns einen Mechaniker ausfindig zu machen, der uns heute noch helfen konnte bzw. wollte. Und tatsächlich... Nachdem unsere Helfer eine weitere Stunde alles versucht und wir geduldig gewartet hatten, kam irgendwann tatsächlich ein Abschleppwagen sowie ein Mechaniker vorbei. Ersteren brauchten wir jedoch nur kurz, um unser Büssli in seinem Schlepptau starten zu können. Als der Motor wieder lief, folgten wir dem Mechaniker zu seinem Haus. Dieser hatte uns nämlich angeboten – unseren Anlasser in seinem Garten zu reparieren. Vor einem Jahr hätten wir auf diesen Vorschlag wohl noch ziemlich misstrauisch reagiert. Doch heute stimmten wir diesem Vorschlag ohne zu zögern und voller Zuversicht zu. Und wir wurden einmal mehr nicht enttäuscht... In weniger als einer Stunde war der Anlasser revidiert und mit neuen Kohlewürfeln ausgestattet und kurze Zeit später war alles wieder zusammengeschraubt und wir wieder startklar. Da es mittlerweile schon nach 18.00 Uhr war, beschlossen wir, nochmals ins nahe gelegene „Paraiso Suiza“ zurückzufahren. Nur für den Fall, dass unser VW-Bus am nächsten Morgen doch noch Schwierigkeiten machen sollte...

 

„Paraiso Suizo“ zum Zweiten

Sivlia und Heinz hatten uns schmunzelnd empfangen, als wir wieder bei ihnen auf den Platz fuhren: „Na, weit seid ihr ja nicht gekommen“. Wir erzählten ihnen unsere Pannen-Story und bezogen Quartier neben dem Zuger Beat, der hier seine letzten Tage verbringt, bevor er und sein Fahrzeug mit dem Schiff zurück nach Hause reisen. Wir blieben wiederum länger im Schweizer Paradies hängen als geplant. Kein Wunder. Die Atmosphäre dort ist wirklich unglaublich gemütlich und es bieten sich immer wieder interessante Gespräche mit anderen Overlander. So erhielten wir bei einem Bier unter anderem wertvolle Tipps von Beat zu Sehenswertem und tollen Übernachtungsplätzen in Uruguay. Wir nutzen zudem die Zeit, um Wäsche zu waschen und – dank gutem Wifi – unseren ersten Bericht auf unsere Website hochzuladen. Natürlich zog es uns auch an den Strand. Doch zu mehr als einem ausgiebigen Spaziergang konnte wir uns aufgrund des noch immer kühlen und starken Windes nicht motivieren. Nachdem wir wiederum drei Nächte im „Paraiso Suizo“ hängen geblieben sind, starteten wir einen erneuten Versuch, die Ostküste Uruguays zu erkunden.

 

Unterwegs entlang der Küste

Dank den vielen Tipps, die wir von Beat erhalten hatten und der iOverlander-App fanden wir immer wieder tolle, kostenlose Übernachtungsplätze. So führte uns die Reise entlang der Küste zum Punta Ballena, wo wir (nicht ganz einsam) uns auf einen windigen Parkplatz im Hang unterhalb des „Casapueblo“ übernachteten. Bei diesem Haus handelt es sich übrigens um jenes des bekannten uruguayischen Künstlers Carlos Pâez Vilarô. Doch da wir noch immer unverbesserliche Kunstbanausen sind, gaben wir uns damit zufrieden, sein Haus lediglich von aussen zu betrachten und dafür umso mehr den herrlichen Sonnenuntergang zu geniessen. Am nächsten Tag ging die Fahrt weiter zum Punta del Este (sowas wie die Côte d’Azur von Uruguay), über eine geschwungene Brücke ging es weiter zum „Museo del Mar“, das uns Beat wärmstens ans Herz gelegt hatte. Und tatsächlich hielten wir uns dort geschlagene zwei Stunden auf (wer hätte das bei uns Museums-Muffeln gedacht). Es hatte aber auch unendlich viele Ausstellobjekte von allerhand Fischen, Muscheln, ausgestopften Tieren, aber auch Gegenständen und Geschichten aus vergangenen Zeiten. Spannend, skurril, interessant und zweifellos sehenswert. Anschliessend gings nochmal für einen Stadtrundgang zurück zum Punta del Este. Allerdings vermochte uns diese touristische Stadt nicht zu begeistern. Nach nur knapp 40 Kilometer entlang der Küste, stellten wir in José Ignacio unseren VW-Bus auf einen einsamen Platz am Ende einer Sackgasse. Hinter uns hatte es zwar Häuser, doch diese schienen unbewohnt und nach vorne hatten wir freie Sicht aufs Meer und erneut auf einen wunderbaren Sonnenuntergang direkt vor der „Haustüre“. Herrlich! Auch die Nacht war ruhig. Lediglich ein Auto kam nach Einbruch der Dunkelheit vorbei. Eins mit Blaulicht. Doch die Herren (oder Damen) in Uniform schienen sich nicht daran zu stören, dass wir dort in unserem VW-Büssli übernachten. Jedenfalls drehten sie wieder um, ohne an unsere Tür zu klopfen. Am nächsten Morgen bestiegen wir noch den Leuchtturm von José Ignacio, welcher nur wenige hundert Meter von unserem Übernachtungsplatz entfernt stand. Für umgerechnet weniger als CHF 2.00 ist dieser der Öffentlichkeit zugänglich. Oben angekommen wehte uns der Wind beinahe vom Balkon. Langsam aber sicher habe ich genug von diesem ach so „himmlischen Kind“...

 

Tagesausflug nach Cabo Polonia

Ehrlich gesagt, hatten wir uns von diesem Ort mehr erwartet. Vielleicht waren aber auch einfach unsere Erwartungen zu hoch. Oder unser Urteil würde anders ausfallen, wären wir zur Hochsaison hier gewesen. Unser Ausflug begann zumindest noch vielversprechend. Mit einem Lastwagen, der zu einem riesigen Strand-Buggy umgebaut war, ging es auf einer halbstündigen Fahrt durch Wanderdünen raus zum Ort Cabo Polonia. Der kleine Fischerort war nämlich lediglich mit eben diesen „Taxis“, hoch zu Ross oder zu Fuss erreichbar. Wir entschieden uns für eine der ersten Fahrten morgens um 8.30 Uhr, um noch vor den vielen Touristen, die mit Bussen herangekarrt werden, dort zu sein. Im Ort angekommen, begaben wir uns auf einen Strandspaziergang. Unterwegs kamen wir erneut vorbei an einem Leuchtturm und beinahe hätten wir sie übersehen: Die unzähligen Seelöwen die sich unterhalb davon auf den Felsen und auch im Wasser tummelten. Es handelte sich dabei um eine der weltweit grössten Seelöwen-Kolonien, wie wir später erfuhren. Und so blieben wir einen Moment auf einem windgeschützten Platz sitzen und schauten einmal mehr den tollpatschigen Tieren zu. Keine Ahnung, wie oft wir diese Tiere auf unserer bisherigen Reise schon beobachtet und auch fotografiert hatten. Ich könnte ihnen trotzdem immer wieder stundenlang zuschauen. Auf der Terrasse eines kleinen, gemütlichen Cafés gönnten wir uns nach dem Spaziergang einen Kaffee mit Blick aufs Meer. Leider blieben die aufgestellten Markstände bis zu unserer Rückreise am Nachmittag zu. Schade. Die kleinen Geschäfte, die bereits geöffnet hatten, boten nämlich nebst der lieblosen „Made in China“-Massenware nur handgefertigten Ramsch an. Beides nicht ganz das, womit man mich begeistern konnte. Allgemein versprühte der Ort nicht den Charme, den wir uns erhofft hatten. Die Menschen dort machten auf uns einen unzufriedenen und demotivierten Eindruck. Und so liessen wir uns bereits um 14.00 Uhr mit jenem „Strand-Buggy“ zurück zum Parkplatz chauffieren, der heute Morgen noch wegen einer Panne mitten auf der Strecke stehengeblieben war.

 

Die Wanderdünen von Aguas Dulce

Unsere Reise führte uns weiter nach Aguas Dulces, wo es weitere Wanderdünen zu sehen gab. Als wir am Strand vorne ankamen, stand bereits ein VW-Bus T2 mit argentinischen Kontrollschildern dort. Schnell kamen wir mit den beiden Besitzern, einer gebürtigen Kanadierin und ihrem argentinischen Partner ins Gespräch. Sie waren in Begleitung seiner Schwester und ihrem uruguayischen Freund dort. Wie sie uns erklärten, käme man zurzeit nur mit einem der dort angelegten kleinen Fischer-Boote über den Fluss zu den hohen Dünen. Allerdings seien diese nicht mehr so hoch wie auch schon, jedoch trotzdem noch sehenswert. Wir liessen es aber bleiben. Da haben wir in Neuseeland schon eindrücklichere Sanddünen „bestiegen“.

 

Unterwegs zum nächsten „Wild-Camp“

Für unseren letzten Übernachtungsplatz entlang der Küste hatten wir uns eigentlich den Campingplatz im Nationalpark Santa Teresa ausgesucht, welcher uns Beat empfohlen hatte. Als wir dort ankamen, mussten wir zuerst eine Eintrittskontrolle der Armee passieren und die Personalien des Fahrers bekannt geben. Nachdem diese und unser Autokennzeichen notiert wurden, liess man uns rein. Der Nationalpark verfügte über insgesamt fünf Sektoren, auf denen es gesamthaft gegen Tausend (!) Campingplätze hatte. Wie sich jedoch herausstellte, hatte zu dieser Zeit lediglich ein Sektor geöffnete Toiletten und Duschen. Kein Wunder standen dort Wohnwagen und Zelte dicht gedrängt nebeneinander – Privatsphäre gleich null. Wir mögens zwischendurch ja gerne gesellig, doch das war uns dann doch zu viel Nähe. Wir entschieden deshalb, unser Glück an der knapp 10 km entfernten Laguna Negra zu versuchen. Wir fuhren dort bis ans Ende der Schotterstrasse, von wo man einen tollen Blick auf diesen je nach Sonneneinstrahlung tatsächlich schwarzen See hatte und wo es beinahe windstill war. Ein leichtes Lüftchen war nämlich auch hier noch zu verzeichnen, doch nichts im Vergleich dazu, womit wir es die letzten Tage an der Küste zu tun hatten. Aufgrund der verschiedenen Erfahrungsberichte anderer Reisenden war nicht ganz klar, ob das Campen dort auf diesem Platz erlaubt ist oder nicht. Während die meisten keine Probleme hatten, gabs nämlich auch welche, die weggeschickt wurden. Wir gehörten zu den Glücklichen und verbrachten auch dort ungestört eine erholsame und ruhige Nacht.

 

Adios Westküste

Zugegeben, wir hatten kurz mit dem Gedanken gespielt, doch noch rüber nach Brasilien zu fahren. Schlussendlich haben wir uns dann aber dagegen entschieden. Einerseits, weil wir langsam genug hatten von dem ständigen Wind, der uns an der Küste um die Nase blies. Und andererseits, weil sich die eigentlichen Hotspots in Brasilien viel zu weit im Norden befanden und wir diese besser mal mit dem Flugzeug anpeilen würden. So zog es uns nach einem letzten kurzen Abstecher an die Küste bei Punto del Diablo undvon dort einmal quer durch die Mitte des Landes nach Nordwesten. Hatten wir in den letzten Tagen nur kurze Tagesetappen von durchschnittlich ca. 50 km zurückgelegt, kamen wir nun auf ca. 200 km pro Tag. Allerdings gab es unterwegs auch nicht wirklich viel Spannendes zu entdecken. Trotzdem lohnte es sich, aufmerksam zu bleiben. So präsentierten sich uns entlang der Strasse mehrmals eine Schlange, Schildkröten sowie die grösste Spinne, die ich je in freier Wildbahn gesehen hatte. Und das soll was heissen. Schliesslich waren wir mehr als ein halbes Jahr durch Australien gereist. (PS: Leider haben wir es nur geschafft von der Schildkröte ein Erinnerungsfoto zu schiessen).

 

Im Slalom unterwegs

Eigentlich erstaunlich, dass wir diese Tiere bei den teils katastrophalen Strassenbedingungen überhaupt gesehen hatten. Waren wir nämlich entlang der Küste noch auf einwandfreien Strassen oder perfekt präparierten Sandpisten unterwegs, erwarteten uns im Landesinnern entweder holprige Schotterpisten oder zahlreiche, teils riesige Löcher im Asphalt. Unsere Skistars wären bei Tinus Slalom-Künsten bestimmt neidisch geworden. (Anmerkung an unsere Skireisli-Crew: Und das ganz ohne Renndress ;)). Die Strecke durchs Mittelland hat uns aber auch anderweitig herausgefordert. Sobald wir uns auf der Ruta 26 befanden, wurden Idyllische Übernachtungsmöglichkeiten rar. Da hatten wir zu Beginn unserer Inland-Route noch mehr Glück. Dort hatten wir nämlich noch Unterschlupf auf einem sehr gepflegten und kostenlosen Municipal-Campingplatz gefunden. Ein wirklich schönes Plätzchen mit Aussicht auf die umliegenden Wiesen und Felder. Allerdings musste ich mir noch einen Missions-Vortrag über Religion, Gott und die Welt der Camping-Mitarbeiterin und Zeugen Jehovas-Anhängerin über mich ergehen lassen. Ein weiterer Übernachtungsplatz auf unserer Inlandroute befand sich im Gemeindehaus-Garten des kleinen Ortes Las Toscas. Wie wir dazu gekommen sind? Nachdem sich unterwegs keine Möglichkeit ergab, irgendwo neben der Strasse „wild“ zu campen, weil alles links und rechts eingezäunt war, fragten wir im Ort ein paar Arbeiter, ob sie einen Platz wüssten, wo es für uns sicher war, zu übernachten. Einer davon führte uns direkt zum Bürgermeister des Orts, der uns dann eben anbot, hinter dem Gemeindehaus im Garten zu übernachten. Ich hatte ihm zwar gesagt, dass wir auch problemlos auf der Strasse übernachten würden, wenn das sicher sei. Er meinte jedoch ohne weitere Erklärung, dass es bei ihnen im Garten schöner sei. Was natürlich absolut unbestritten war. Am nächsten Morgen mussten wir dann aber auch, weshalb er uns nicht draussen auf der Strasse übernachten liess. Es herrschte emsiges Treiben in den Gassen. Überall standen Autos parkiert und in der Hauptgasse reihte sich ein Markstand an den nächsten. Wie ich im Gespräch mit einer Dame herausgefunden habe, waren so viele Leute im Ort, weil sie ihre monatlichen Rentenzahlungen abholen konnten und sich bei dieser Gelegenheit auch gleich am Markt mit allem Möglichen, was angeboten wurde, einzudecken. So gab es nebst Früchten, Gemüsen, Salami, Schinken und Käse auch zahlreicher Zubehör für Gauchos, Werkzeuge, Spielsachen, Hygieneartikel und und und.

 

 

Thermal-Region Salto

 

Kurz vor der Grenze zu Argentinien verbrachten wir noch zwei Nächte in der Gegend von Salto, wo uns heisse Thermen erwarteten. Aufgrund der warmen Temperaturen (nach den bisher maximal 15-20 Grad war es endlich wieder mal gegen 30 Grad warm) hätte zwar auch ein normaler Pool gereicht. Doch nach den vielen Übernachtungen in wilder Natur, aber ohne Duschen, war so ein heisses Bad eine Wohltat für Körper und Geist. Eigentlich hätten wir gerne auf jenem Campingplatz übernachtet, der uns von Beat empfohlen wurde und dessen Pools in einen wunderschönen Garten eingebettet sind. Doch ein Pool ohne Wasser ist wie eine Skipiste ohne Schnee. Und so hatte die Putzfrau mich und den Herrn an der Rezeption gerade noch rechtzeitig vor unserer Bezahlung darauf hingewiesen, dass die Pools erst in zwei Tagen wieder gefüllt werden. Da man aber trotzdem den vollen Preis für die Übernachtung von uns verlangte, fuhren wir enttäuscht die 14 km lange Wellblech-Schotterpiste zurück und mussten stattdessen mit den Angeboten von grösseren Thermalbädern vorlieb nehmen. Da aber auch hier die Hauptsaison noch nicht begonnen hatte, kamen wir trotzdem in den Genuss entspannten Badens sowie einer (längst fälligen) porentiefen Reinigung. ;)

 

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- Wilhelm Busch -