15.02.2016 bis 08.03.2016
Picton – Havelock – Kaiteriteri
Bei Tageslicht offenbaren sich einem Dinge, die im Dunkeln noch verborgen lagen. Als wir heute Morgen aus dem Bus krochen, realisierten wir, dass sich unser
Platz auf dem Camping direkt neben der Dump-Station befand und bereits schon einige damit beschäftigt waren, ihre Wohnmobile inkl. Toiletten zu entleeren. Mmmmhhh, lecker. Was gibt’s zum
Frühstück? Aufgrund dieser Umstände zogen wir es vor, dieses auf der Terrasse eines gemütlichen Cafés im Hafen von Picton einzunehmen. Während sich Mirjam das erste Mal in Neuseeland ein paar
Pancakes mit Beeren, Joghurt und Maplesirup gönnte, gab es für Martin Rührei mit Speck. Gestärkt machten wir uns kurze Zeit später auf und fuhren entlang des Queen Charlotte Drive vorbei am Queen
Charlotte Sound bzw. Pelorus Sound. Die Strecke bis nach Havelock ist zwar nur 35 km lang, jedoch verliert man auf dieser kurvigen Strecke gut eine Stunde. Bei einem markierten Aussichtspunkt,
dem Cullen Point Lookout, hielten wir kurz an. Wir begaben uns auf den 10-minütigen Rundweg, welcher uns einen Blick nach Havelock und den Pelorus Sound bot. Leider war es bewölkt, weshalb
anzunehmen ist, dass die Landschaft bei schönem Wetter vielleicht etwas imposanter gewirkt hätte. Nach diesem Stopp ging es weiter nach Havelock. In unserem Reiseführer hiess es, dass man in
dieser Muschelmetropole unbedingt frische Green Lip Mussels essen muss. Obwohl das Frühstück noch nicht lange zurück liegt und Mirjam alles andere als ein Muschel-Fan ist, kehrten wir im urigen
„Mussel Pot“ ein. Wir entschieden uns für eine Portion gegrillter Muscheln und aufgrund der verschiedenen Variationen (mit Knoblauch, frischen Kräutern, Chili oder Blue Cheese) schmeckten diese
sogar Mirjam ausgezeichnet. Anschliessend ging es weiter über Nelson vorbei an Motueka nach Kaiteriteri, an den südlichen Rand des Abel Tasman National Park. Der Campingplatz in Kaiteriteri ist
offensichtlich auch bei den Kiwis (=Neuseeländer) sehr beliebt, da wir bisher noch nie so viel Einheimische (auch mit fixen Stellplätzen) auf einem Campingplatz angetroffen haben. Obwohl das
Wetter nicht gerade einladend zum Baden war (es war ziemlich stark bewölkt und zweitweise „fieserlete“ es auch ein wenig), zogen wir unsere Badesachen an und überquerten die Strasse, um am
goldenen Sandstrand ins angenehm temperierte Meer zu springen. Bei diesem Strand handelte es sich zwar nicht gerade um ein Bijou, da direkt dahinter die Strasse vorbeiführte und es sehr viele
Boote in der Bucht hatte. Auch der Ort selber ist nicht wirklich sehenswert, sondern fungiert mehr als Buchungs- und Ausgangspunkt für Wassertaxi- und Kayak-Anbieter. Da wir keine Lust auf Kochen
hatten und wir aufgrund des Wetters sowieso nicht hätten draussen essen können, zogen wir es vor, uns auswärts zu verköstigen. Gleich neben dem Campingplatz gab es ein gemütliches Lokal, wo wir
uns ein leckeres Lamm- bzw. Lachs-Gericht bestellten.
Kaiteriteri – Collingwood
Da der nächste Tag noch immer grau in grau war und weiterhin Regen angesagt war, entschieden wir uns, weiter nach Norden, hinauf zur Golden Bay zu fahren. Die
Takaka Hill Road (SH 60) klettert mit Kurven und Serpentinen bis auf fast 800 m hinauf. Eine Passstrasse also. Jedoch eine von der gut ausgebauten Sorte, bei welcher das Kreuzen mit den vielen
entgegenkommenden LKW’s kein Problem war. Aufgrund des neblig trüben Wetters machte es definitiv keinen Sinn bei den zahlreichen Aussichtspunkte entlang der Strasse anzuhalten. Wir hofften, dass
wir dann bei der Rückreise mehr Glück haben werden. Unser Scheibenwischer konnte trotz vollem Einsatz kaum für gute Sicht zu sorgen, so stark regnete es heute. In Collingwood gaben wir auf und
suchten uns einen Campingplatz, wo wir ausharren wollten bis das Wetter wieder besser wird. Zu Beginn standen wir mit unserem VW-Bus noch direkt am Ufer. Doch als der Sturm immer heftiger wurde
und der Wind immer mehr Wasser an unseren Bus peitschte, zogen wir um in den hinteren Abschnitt des Campingplatzes an einen etwas windgeschützteren Ort. Irgendwann wagten wir uns dann doch noch
raus in den Sturm und gingen rauf ins wenige hundert Meter entfernte Dorfzentrum, wo wir uns in einer kleinen Taverne Fish&Chips bzw. eine grosse Tasse Kaffee bestellten. Wir hofften sehr,
dass das Wetter am nächsten Tag wieder besser wird. Wie uns Katja und Nico (unsere deutschen Reisekameraden, welche wir im Tongariro Nationalpark kennengelernt haben) per SMS mitgeteilt haben,
war auch bei ihnen ganz im Norden der Südinsel das Wetter ziemlich stürmisch.
Collingwood – Cape Farewell – Totaranui
Erstaunlicherweise zeigte sich der nächste Morgen wieder erstaunlich friedlich. An der prallen Sonne war es sogar ziemlich heiss. Kaum zu glauben, nachdem es
gestern ununterbrochen gestürmt und geregnet hatte. Ganz spurlos ging der Sturm jedoch offensichtlich nicht vorüber. Kurz nach Collingwood wiesen nämlich ein paar Verkehrsschilder darauf hin,
dass auf den nächsten Kilometern mit überfluteten Strassen zu rechnen ist. Wir fragten uns kurz, wie schlimm es wohl sein wird, fuhren aber trotzdem weiter. Wenn es kein Durchkommen gibt, kehren
wir halt wieder um. Die Bedenken waren jedoch einmal mehr gänzlich unbegründet. Aufgrund der verschmutzten Strassen konnte man allerdings feststellen, dass die Strassen während des gestrigen
starken Sturms zumindest vorübergehend gänzlich überflutet wurden. Heute war davon aber nichts mehr zu spüren und so genossen wir die schöne Landschaft entlang der Golden Bay. Von Puponga aus
führte uns eine ca. 5 km lange Schotterpiste ins Hinterland der Küste. In unserem Reiseführer hiess es, dass man
nördlich der Strasse in den Felsen der Old Man Range Hügelkette das Gesicht eines alten Mannes erkennen könne. Uns blieb dieses leider verborgen. Als wir beim Cape Farewell ankamen,
dem Nordkapp der Südinsel mit dem markanten Felsentor, waren wir froh,
dass wir heute mehr Wetterglück hatten. An einem Tag wie gestern hätte uns der Wind womöglich über die Klippen gefegt. Allerdings blies auch der Wind heute noch ziemlich stark, sodass die Wolken
ziemlich schnell vorüber zogen und wir nicht recht wussten, ob wir in wenigen Minuten bereits wieder mit Regen rechnen müssen. Wir überlegten uns deshalb, ob wir wirklich noch zum Wharakiki Beach
rüber fahren sollen. Diese Fahrt hätte jedoch pro Weg nochmals 20-30 Minuten über Schotter in Anspruch genommen. Zudem hatten wir versäumt, vorgängig den Tidenstand abzuklären. Dieser gewährt
einem (gemäss unserem Reiseführer) je nach Windrichtung und Mondstand nur ein kleines Zeitfenster, um über den Strand zu laufen. Wir entschlossen uns deshalb, wieder zurückzufahren und beim
Farewell Spit, eine Landzunge mit markanten Sanddünen (die jedes Jahr mehr und mehr wächst), einen ausgiebigen Spaziergang zu machen. Auf dem Weg dorthin kamen wir dann nochmals an der Old Man
Range Hügelkette vorbei und diesmal entdeckte Mirjam doch tatsächlich das Gesicht des alten Mannes in den Felsen. Beim Farewell Spit Café und Visitor Centre parkierten wir unseren VW-Bus und
machten uns auf den ausgeschilderten Rundweg. Der Weg führte uns zuerst über eine Schafweide und anschliessend durch ein kurzes Waldstück bevor wir plötzlich vor einem unglaublich weiten
Sandstrand standen. Wir spazierten den nicht enden wollenden Sanddünen entlang und genossen die unendliche Weite und Ruhe. Traumhaft! Wieder beim Ausgangspunkt angekommen, gönnten wir uns noch
ein leckeres Mittagessen auf der Panorama-Terrasse, bevor wir uns wieder auf den Weg machten.
Seit dem Tongariro Nationalpark haben wir regelmässigem Kontakt zu Nico und Katja und informieren uns gegenseitig, wo wir sind und was wir als nächstes geplant
haben. Und so erfuhren wir, dass sie bei Totaranui im Abel Tasman Nationalpark übernachten werden. Da sie uns mitteilten, dass es noch genügend freie Campingplätze habe, beschlossen wir, unser
Nachtlager ebenfalls dort einzurichten. Entlang der Takaka Hill Road (diesmal bei schönem Wetter) gings nach Takaka, wo wir noch schnell unsere (Bier-)Vorräte auffüllten, bevor es anschliessend
weiter ging nach Totaranui. Im Reiseführer hiess es, dass uns eine schmale, unbefestigte Strasse in dicht bewaldete Hügeln führen wird und ungeübten Fahrern mit Campervans dieser Weg nicht zu
empfehlen ist. Martin hat aber auch diesen Streckenabschnitt problemlos gemeistert, sodass wir unbeschadet beim Campingplatz angekommen sind. Bei einem kühlen Bier tauschten wir mit Katja und
Nico unsere bisherigen Reiseerlebnisse aus und sprangen anschliessend in das ziemlich kalte Wasser der Awaroa Bay. Nachdem wir uns frisch geduscht an die Zubereitung unseres Nachtessens machten
und dann alles schön auf dem Tisch bereitgestellt und auf unsere Teller geschöpft hatten, sorgte ein ausgiebiger Platzregen dafür, dass wir das Nachtessen „am Schärme“ einnehmen mussten.
Glücklicherweise war der Miet-Camper von Katja und Nico so ausgebaut, dass wir ohne vorheriges Umbauen, zu Viert an ihrem Tisch Platz nehmen konnten. Es war so gemütlich in dieser „Stube“, dass
wir noch bis spät in die Nacht mit ihnen beisammen sassen und einmal mehr ausgiebig mit Bier und Wein auf die tolle Zeit in Neuseeland angestossen haben.
Totaranui – Marahau
Am nächsten Morgen trennten sich unsere Wege wieder. Während die beiden weiterzogen, stellten wir unseren VW-Bus lediglich auf den Parkplatz neben dem Campingplatz, um uns von dort auf die von
Katja und Nico empfohlene Wanderung vom nördlichen Startpunkt des Abel Tasman Coastal Track Richtung Süden zu begeben. Diese führte uns bergauf und bergab, durch dicht bewaldetes Gebiet und immer
wieder über wunderschöne, goldene Sandstrände. Als wir beim Awaroa Inlet ankamen, herrschte dort gerade Ebbe, was dafür sorgte, dass sich die Wanderung für jene die weiter nach Marahau wanderten,
um fast eine Stunde verkürzte. Wir kehrten nach einer ausgiebigen Pause jedoch wieder zurück zu unserem Ausgangspunkt, wo uns unser VW-Bus geduldig erwartete. Wir beschlossen, bis nach Marahau zu
fahren, um dann am nächsten Morgen von dort aus eine weitere Wanderung bzw. Bootstour vom südlichen Ende des Abel Tasman National Park aus zu unternehmen. Auch diesmal hatten wir keinen
Campingplatz reserviert – wie jedes mal bis auf den in Picton. Dies war bisher überhaupt kein Problem, da wir dank unseres Solarpanels auf dem Dach nicht auf Strom angewiesen waren und problemlos
auch irgendwo ohne Strom übernachten könnten. Diesmal hatten wir jedoch gerade noch den letzten freien Platz ergattern können. Bei der Rezeption erkundigten wir uns auch gleich noch nach den
Wanderwegen und Bootstouren und buchten uns für den nächsten Morgen ein Wassertaxi. Nach einem feinen, selber zubereiteten Nachtessen liessen wir den Abend bei einem Spaziergang am Strand
entspannt ausklingen.
Marahau
Aufwachen mit blauem Himmel und Sonnenschein – was will man mehr. Nach einem ausgiebigen Frühstück mit Speck und Ei ging es zum Treffpunkt unserer Bootstour. Dieser befand sich nicht etwa an
einem Bootssteg. Nein, wir wurden stattdessen auf einem Parkplatz auf ein Boot geladen, welches sich auf einem Anhänger befand und von einem Traktor runter zum Hafen und ins Wasser befördert
wurde. Zur unserer grossen Überraschung und Freude fuhr unser Wassertaxi nicht einfach auf dem schnellsten Weg nach Anchorage, sondern machte noch kurz einen Abstecher zum Split Apple Rock
(grosser runder Felsen, in der Mitte gespalten), bevor es weiter ging entlang von Buchten und Inseln und wir auch noch Seelöwen zu Gesicht bekamen. In Anchorage angekommen, machten wir zuerst
eine kleine Rundwanderung zu einer Bade-Bucht (Te Pukatea Bay), wo wir uns ein herrliches Bad gönnten und am liebsten gar nicht mehr weg wollten. Vor uns lag jedoch noch eine mehr als
vierstündige Wanderung und es war bereits nach Mittag. Unterwegs begegneten wir zwei Holländerinnen, beide lediglich mit Flip Flops und Bikini bzw. einem langen Shirt bekleidet, wobei die eine in
der Hand noch einen Strandsack mit sich trug. Wir waren überrascht, als sie uns nach dem Weg nach Marahau fragten. Die wollten doch jetzt nicht tatsächlich in dieser Aufmachung knapp vier Stunden
lang bis nach Marahau wandern? Was für ein Bild... Die beiden Ladies in Flip Flops und Strandsack, während wir mit Wanderschuhen und Rucksack uns auf den gleichen Weg machten. Das Beste kommt
aber erst noch: Die beiden zogen mit so schnellem Schritt voran, dass wir sie während dem ganzen Weg nie mehr eingeholt haben! Martin fühlte sich glaub ein wenig blamiert, denn er hat geschworen,
dass dies seine letzte Wanderung sein werde! Die Wanderung wäre allerdings bedenkenlos in Flip Flops machbar gewesen, da der Weg gut ausgebaut war und mehr oder weniger geradeaus führte. Da wir
aber noch die Wanderung vom Vortag in den Knochen spürten, waren wir doch froh um unser gutes Schuhwerk. Für die letzten Kilometer haben wir dieses dann aber doch noch ausgezogen. Da gerade Ebbe
war, konnten wir nämlich eine Abkürzung über die Bucht nehmen und mussten nicht aussen herum dem Weg entlang gehen. Das Waten durch den aufgeweichten Sand sorgte jedoch nochmals für ein
intensives Wadenmuskel-Training. Zudem kam es einem vor, als ob diese Bucht nie enden wolle. 30 Minuten später haben wir es dann doch noch geschafft und kamen sogar noch rechtzeitig zur Happy
Hour im Hooked Restaurant an, gleich vor unserem Campingplatz. Mit Blick aufs Meer gönnten wir uns dort ein zwei Gläser Bier bzw. Weisswein (etwas, worauf wir uns schon den ganzen Tag gefreut
hatten) und teilten uns eine Portion Fish&Chips. Das haben wir uns verdient!
Marahau – Murchison – Punakaiki
Für heute war wieder mal ein langer Reisetag geplant. Im Reiseführer hiess es, dass man für die 220 km von Motueka am Tasman Bay bis Westport an der Westküste ca. 3-4 Stunden benötigt. An der
Kreuzung des SH 61 zum SH 6 bei Kohatu machten wir kurz Halt, um im Flat Rock Café ein kleines Mittagessen einzunehmen. Das kleine Lokal entpuppte sich als echten Geheimtipp, da die Karte mehr
als nur die gängigen Pies, Burger und Fish&Chips zu bieten hatte. Gestärkt ging es anschliessend entlang des imposanten Flusstals des Buller River weiter. In Murchison war dann ein Stopp
notwendig, um mal wieder etwas Diesel nachzufüllen. Dabei wurden wir von zwei Mädels angesprochen, eine Ostschweizerin und eine Deutsche, die uns um eine Mitfahrgelegenheit baten. Wir nahmen die
beiden mit bis nach Punakaiki (in der Nähe der Pancake Rocks), wo sie ihre nächste Unterkunft gebucht haben und auch wir unser Nachtlager aufschlagen würden. Während der Fahrt erzählten sie uns
über ihre Erfahrungen als Tramper und waren froh, endlich mal in einem gepflegteren Fahrzeug mitfahren zu können. In der Regel müssten sie ihren Sitzplan nämlich zuerst von Abfall und dreckiger
Wäsche befreien und hätten es oft mit ganz schrägen Vögeln zu tun. Bis jetzt seien sie jedoch noch nie in eine Situation gekommen, in welcher sie sich bedroht gefühlt hätten. Zwischen Charleston
und Greymouth schlängelt sich der SH 6 mal an der Küste entlang, mal über Bergvorsprünge und bietet immer wieder Gelegenheiten an einigen Aussichtspunkten einen Stopp einzulegen.
Nachdem wir die beiden Mädels bei ihrem Hostel "abgeliefert" hatten, suchten wir auf unserem Campingplatz als Erstes die Waschküche auf, um eine Ladung Wäsche zu waschen und gingen anschliessend
kurz runter an den Strand. Zum Baden war es uns jedoch definitiv zu kalt und so gingen wir auch schon bald wieder zurück zu unserem Bus, um unser Abendessen zuzubereiten. Beim Essen fiel uns dann
auf, dass immer mehr Leute in Richtung Strang liefen und wir fragten uns, ob es dort vielleicht etwas Besonderes zu sehen gibt. Also machten auch wir uns nach dem letzten Bissen auf an den Strand
und stellten fest, dass es dort einen schönen Sonnenuntergang zu bestaunen gibt. Wenn nur die Wolken nicht wären. Wir genossen trotzdem die schöne Stimmung, die sich uns bot. Wieder zurück bei
unserem Campingplatz bekamen wir nochmals Besuch der beiden Mädels, die wir heute mitgenommen hatten. Sie hatten uns eigentlich versprochen, uns noch ein Bier zu bringen. Da sie jedoch frustriert
feststellen mussten, dass es nirgendwo in der Umgebung Bier zu kaufen gab, überreichten sie uns stattdessen einen 5-Dollar-Schein. Da sie sich offensichtlich in ihrer Unterkunft nicht so ganz
wohl fühlten, luden wir sie bei uns zu einem Bier ein, während sie uns weitere Backpacker-Abenteuer erzählten.
Punakaiki – Pancake Rocks – Hokitika –
Franz Josef Glacier – Fox Glacier
Wenige Kilometer südlich unseres Nachtlagers befinden sich die bekannten Pancake Rocks (versteinerte „Pfannkuchenfelsen“): Vor 30 Millionen Jahre übereinander geschichtete Ablagerungen
von Kalksedimenten und Tonmineralien, erodieren unterschiedlich schnell. Seit diese Ablagerungen durch eine Landhebung an die Oberfläche gehoben wurden und Wellen, Wind und Regen ausgesetzt
sind, schreitet die Abtragung stetig voran. Das Wasser der Brandung bricht sich an den zahlreichen Felsnasen, in Höhlen und Ausspülungen und drückt zurückfließendes Wasser und durchströmende
Luft durch enge Löcher und Röhren im Felsen, was oberhalb der Felsen als Blowholes sicht- und durch starkes Zischen in der Luft hörbar wird (Quelle: wikipedia). Der Effekt dieser
Blowholes ist natürlich erst bei Flut so richtig spürbar, wenn jede Menge Wasser der Brandung bricht. Während jene, die mit Reisebussen ankamen (insbesondere die asiatischen Touristen)
ziemlich gestresst durch den Rundgang hetzten, konnten wir uns ausgiebig Zeit nehmen, um dieses tolle Naturschauspiel zu beobachten.
Irgendwann ging dann aber auch unsere Reise weiter und so ging es ohne Halt bis nach Hokitika. Dieser Ort ist bekannt für die Verarbeitung des grünen Jade-Gesteins, welches im nahen Arahura
River gefunden wird. Mirjam wollte sich als Erinnerung an Neuseeland unbedingt ein zu einem Schmuckstück verarbeiteter Jade-Stein kaufen. Und so besuchten wir (zum Leid von Martin) zahlreiche
Verkaufsläden bis Mirjam dann endlich (zur grossen Erleichterung von Martin) in einem kleinen Geschäft einer einheimischen Designerin fündig wurde, welche die Schmuckstücke in Handarbeit
herstellt (man konnte ihr bei der Herstellung direkt über die Schulter schauen). Der Preis dafür war zwar etwas höher als jene in den touristischen Souvenirshops, doch das war es Mirjam wert.
Zur Stärkung der (Magen-)Nerven gab es dann noch etwas zu Mittagessen, bevor es weiterging in Richtung Franz Josef Glacier.
Dort angekommen liessen wir das Fanz Josef Glacier Village links liegen (zu touristisch) und fuhren direkt weiter zum Parkplatz, welcher sich in der Nähe des Gletschers befand. Es war bereits
16.00 Uhr und das Wetter nicht gerade vielversprechend. Wir fragten uns, ob wir den Gletscher überhaupt zu Gesicht bekommen. Wir entschieden uns trotzdem, uns auf die Wanderung zu begeben,
welche entlang des gewaltigen Flussbetts des Waiho Rivers, dem Rückzugsweg des Gletschers in dieser bemerkenswerten Landschaft folgt. Wir teilten uns die Strecke zwar mit Busladungen weiterer
Touristen, die uns auf dem Weg entgegenkamen, dafür waren am Ende nur noch wenige dort, die den Gletscher bestaunten. Zu unserer grossen Freude hatten sich mittlerweile sogar die Wolken
verzogen, sodass uns volle Sicht auf den Gletscher inklusive blauem Himmel gewährt wurde. Wir bedankten uns beim Wettergott und genossen den Anblick dieser hellblau-weissen Gletschermasse.
Wieder beim Parkplatz angekommen, nahmen wir einmal mehr Kontakt auf mit Nico und Katja, um uns nach genügend freien Plätzen auf ihrem Campingplatz beim Fox Glacier zu erkundigen. Nach
positiver Rückmeldung machten wir uns (Im Reiseführer hiess es, dass sich der SH 6 zwischen Franz Josef und Fox zeitraubend über die 25 km durch die Berge windet – wir hatten demzufolge mit
weitaus Schlimmerem gerechnet.) Es folgte ein gemeinsames Nachtessen unter freiem Himmel und ohne Regen. Irgendwann wurde es uns jedoch zu kühl draussen, weshalb wir uns in den gemütlichen
Aufenthaltsraum des Campingplatzes zurückzogen, wo wir einmal mehr bis zu später Abendstunde bei Bier und Wein zusammensassen.
Am nächsten Tag verabschiedeten wir uns wieder von den beiden, da sie weiterzogen und wir beschlossen hatten, noch einen Tag länger zu bleiben. Wir nutzen das schlechte Wetter für einen
Wasch- und Bürotag und luden endlich den Bericht über Singapur und Auckland auf unsere Website. Als sich am späteren Nachmittag/frühen Abend das Wetter dann doch noch etwas freundlicher
zeigte, liefen wir los in Richtung Gletscher. Als wir das kleine Dorfzentrum passiert hatten, standen wir vor einem Schild, welches über die Wanderzeiten zum Gletschter informierte. Wir
realisierten schnell, dass wir die Wanderung abkürzen können, indem wir mit unserem VW-Bus wiederum bis zu einem Parkplatz fahren und von dort loslaufen. Wir entschieden uns deshalb, dies
morgen früh zu machen und gönnten uns für heute Abend stattdessen noch einen Apèro auf einer Gartenterrasse im Dorfzentrum. Wieder beim Campingplatz angekommen, gab es nach dem Abendessen ein
entspannendes Bad im campingeigenen Hot Tub (Whirlpool), welchen wir vorgängig für eine halbe Stunde lang nur für uns alleine reservieren konnten. Herrlich!
Fox Glacier – Wanaka
Nach dem Frühstück gings mit dem VW-Bus zum Parkplatz, von welchem wir uns zu Fuss zum Fox Glacier aufmachten. Nach diesem morgendlichen Spaziergang (die Wanderung zum Franz Josef Glacier und der
Gletscher selbst hat uns besser gefallen) ging es mit unserem VW-Bus entlang des SH 6 weiter südwärts. Wir überquerten bei Haast den gleichnamigen Fluss auf der mit fast 750 m Neuseelands
längsten einspurigen Strassenbrücke (solche gibt es in Neuseeland übrigens zu Hauf!!). Bevor es aber über den Haast Pass ging, welcher mit 563 m der niedrigste Strassenpass Neuseelands ist,
legten wir im gleichnamigen Ort noch einen kurzen Kaffeehalt ein. Haast ist die einzig nennenswerte Siedlung auf der gut 260 km langen Strecke von Fox nach Wanaka und bietet den Durchreisenden
mit Unterkünften, Supermarkt bis hin zu Cafés, Restaurant und Tankstelle alles Notwendige. Immer gut für einen Stopp sei gemäss unserem Reiseführer angeblich das Fantail Café. Und so legten auch
wir dort einen kurzen Kaffeehalt ein. Wie sich herausstellte, handelt es sich dabei auch um einen beliebten Rastplatz für zahlreiche Reisebusse. Alles andere als gemütlich. Man wird lieblos
bedient und mit noch weniger Herz zubereiteten Kaffees, Sandwiches, Kuchen und Snacks abgespeist. Für mich definitiv keine Empfehlung wert. Und so ging es für uns dann auch schon kurz nach dem
letzten Schluck bzw. Bissen weiter in Richtung Lake Wanaka. Die Strasse schmiegt sich für einige Kilometer an die Hänge über dem Seeufer (herrliche Aussicht!) und wechselt über den „The
Neck“-Pass zum benachbarten Lake Hawea, der wie viele Seen der Region künstlich reguliert wird, um das ganze Jahr hindurch die Wasserversorgung der Kraftwerke im Clutha River zu sichern. In
Wanaka angekommen, gingen wir auf den Campingplatz, welcher uns Nico und Katja empfohlen hatten und nur 10 Minuten Fussmarsch vom Dorfzentrum entfernt lag. Damit wir unser Einkäufe jedoch nicht
tragen müssen, gingen wir direkt mit dem VW-Bus zum Einkaufen. Die Parkplätze beim Supermarkt schienen offensichtlich äusserst begehrt zu sein. Bei der vierten Runde rund um den Parkplatz gaben
wir auf und stellten unseren VW-Bus etwa 400 m vom Supermarkt-Eingang ab. Der Supermarkt selbst platzte dann ebenfalls aus allen Nähten. Die Gänge waren vollgestopft mit Asiaten, die sich
entweder zu Gruppen vor den Regalen formierten und somit fast kein Durchkommen mehr war oder lauthals über sämtliche Regale hinweg miteinander diskutierten. Wir waren beide froh, als wir endlich
wieder draussen waren. Nachdem wir alles in unserem Kühlschrank und den Vorratsschrank verstaut hatten, ging es wieder zurück zum Campingplatz, wo wir uns als Erstes eine kühle Erfrischung
gönnten. Wir liessen einmal mehr die Seele baumeln, blickten zum Lake Wanaka runter und lasen ein paar Seiten in unserem E-Reader bzw. Reiseführer. Obwohl wir nach unserem Einkauf wieder aus dem
Vollen schöpfen konnten, entschieden wir uns dafür, unser Abendessen in einem gemütlichen Lokal im Städtchen Wanaka einzunehmen. Es gab eine grosse Auswahl diverser Pubs, Restaurant und Cafés und
so entschieden wir uns für eines mit Blick auf den See und verspiesen genüsslich einen leckeren Burger bzw. Spareribs mit Pommes. Mmmh lecker...
Wanaka – Arrowtown – Queenstown – Te
Anau
Von Wanaka ging es heute weiter entlang des SH 89 in Richtung Queenstown, welche sich via Cardrona als steile Serpentinenstrasse hinaufwindet. Dass diese Strasse derart steil ist, zeigt sich
allerdings erst auf den zweiten Blick. Auf der Passhöhe angekommen (gemäss dem Schild beim Aussichtspunkt auf 1'076 m), bot sich uns eine tolle Aussicht auf den Lake Hayes und ein bisschen weiter
unten auch noch bis nach Queenstown. Nach diesem Zwischenstopp ging es weiter zum nächsten: Arrowtown. Ein Vorzeigebeispiel einer Goldgräberstadt mit über 50 bewahrten Gebäuden aus dem 19.
Jahrhundert und damit auch Anziehungsmagnet für zahlreiche Touristen. Nach einem Rundgang durch dieses kleine Dörfchen ging es für uns weiter nach Queenstown. Wir fuhren entlang des 1'646 m hohen
Coronet Peak, welcher im Winter ein populäres Skigebiet ist und auch im ein beliebtes Ausflugsziel ist. Leider präsentierte sich uns die Gegend wolkenverhangen und trüb. Wir suchten uns trotzdem
einen Parkplatz nahe dem Stadtzentrum von Queenstown und gingen dort einen Happen essen. Unsere Stimmung war grad mindestens genauso trüb wie das Wetter und sie wurde noch viel bedrückter als wir
feststellten, dass der Wetterbericht für die nächsten Tagen keine Besserung verspricht. Deprimiert stiegen wir wieder in unseren VW-Bus und fuhren entlang der „The Remarkables“ und des S-förmigen
Lake Wakatipu weiter nach Te Anau. Kaum zu glauben, dass dieser See mit knapp 85 km der längste im Lande ist. Sein Wasserspiegel hebt und senkt sich im 5-Minuten-Rhythmus: „Seiche“ nennen
Wissenschaftler das bei grösseren Seen nicht ungewöhnliche Phänomen. In Te Anau auf unserem Campingplatz angekommen, goss es wie aus Kübeln. Wir versuchten irgendwie die Zeit todzuschlagen. Als
uns aber mal wieder die Decke auf den Kopf zu fallen drohte, zogen wir einmal mehr unsere Regenjacke an und machten einen Spaziergang entlang des Ufers des Lake Te Anau. Langsam aber sicher waren
unsere Hosen vom Regen ziemlich durchnässt und so marschierten wir zügig zurück in Richtung Stadtzentrum. Bei einem Infocenter deckten wir uns noch mit Prospekten zum Milford Sound ein und gingen
anschliessend in einem gemütlichen Restaurant eine warme Suppe essen. Die köstliche Tomatensuppe vermochte unsere Stimmung jedoch nicht wirklich aufzuhellen. Für uns war klar, dass es bei diesem
nebelverhangenen Wetter definitiv keinen Sinn macht, den Milford Sound zu besichtigen. Wir beschlossen deshalb, am nächsten Tag weiter Richtung Süden zu fahren und evtl. im späteren Verlauf
unserer Reise nochmals hierhin zurückzukehren.
Te Anau – Colac Bay – Bluff – Waipapa
Point – Slope Point – Curio Bay
Wenn wir heute Morgen nicht bereits schon wach gewesen wären, hätte uns spätestens unser lieber Nachbar um 7.00 Uhr mit seinem Motorrad geweckt, welches er liebevoll und minutenlang warm laufen
liess, bevor er davon ratterte. Da wir gestern jedoch früh eingeschlafen sind, waren wir heute auch umso früher wach. Für unsere heutige Etappe entschieden wir uns gegen die schnelle Inlandroute
(SH 94 / SH 6) via Lumsden nach Invercargill und fuhren stattdessen entlang der Southern Scenic Route (SH 99) via Manapuri, Tuatapere und Riverton, welche kaum länger ist, dafür weniger befahren
und gemäss Reiseführer deutlich schönere Landschaftsimpressionen bereithalten soll. Dem war tatsächlich so. Nun ja, wenigstens dann, wenn sich das trübe Wetter etwas lichtete und den Blick darauf
freigab. Und so sahen wir auch endlich jede Menge Schafe auf den Weiden. Auf halber Strecke machten wir in Clifden bei einer aus 1899 stammenden Hängebrücke einen kurzen Halt um uns ein bisschen
die Füsse zu vertreten. Anschliessend ging es weiter bis zum McCracken’s Rest Lookout, welcher direkt am SH 99 eine wunderbare Aussicht auf die 27 km breite Te Waewae Bay und die vorgelagerten
Inseln bietet. Wir machten nur kurz Halt, da sich aus der Ferne bereits schon die nächste Regenwand näherte. Und so fuhren wir weiter dem Regen davon bis wir kurz vor Riverton, wo sich das Wetter
recht freundlich zeigte, kurz zur Colac Bay rausfuhren. Wir setzen uns dort für einen Moment auf den Damm und genossen es, endlich mal wieder die Sonne auf unserer Haut zu spüren.
Ein krasser Kontrast zu diesem reizvollen kleinen Ort bot sich uns anschliessend in Invercargill. So verfügt die Innenstadt ganz nach amerikanischem Vorbild über zwei Fahrspuren in jede Richtung,
welche in der Mitte durch Grünbepflanzung getrennt wird und an den Seiten über jede Menge Parkplätze verfügt. Vielleicht liegt es ja am „car“ im Namen von Invercargill, dass der Ort so
autogerecht ist. Es reizte uns deshalb überhaupt nicht, irgendwo anzuhalten und den Rest des Ortes zu Fuss zu erkundigen. Noch dazu regnete es bereits wieder. Wir blieben also in unserem VW-Bus
sitzen und folgten dem State Highway Number 1 (SH 1), welcher im Stadtzentrum den SH 6 ablöst, bis nach Bluff. Wie am 1'401 km entfernten Gegenpol Cape Reinga steht auch hier am Stirling Point
ein Mast mit Hinweisschildern in alle Welt. Aber aufgepasst: Der südlichste Punkt der Südinsel ist hier nicht, denn dieser liegt auf Slope Point in den Catlins – weiter östlich. Die Ortschaft
Bluff ist landesweit bekannt für seine Tiefseeaustern. Doch wer wie Mirjam diesen nicht besonders viel abverlangen kann, findet den Ort Bluff nicht wirklich sehenswert. Insbesondere dann nicht,
wenn diese fiesen Sandfliegen (an die werden und wollen wir uns wohl nie gewöhnen) trotz Regen und stürmischen Wind sich nicht davon abhalten lassen, fleissig in die Waden zu beissen um damit
weitere juckende Hautrötungen zurückzulassen. Zur Hölle mit diesen sch*** Biestern!! Beim kurzen Gang auf die voll automatische Toilette (man fühlt sich irgendwie beobachtet, wenn ständig eine
Stimme – wenn auch nur elektronisch - zu einem spricht und einem Anweisungen gibt) mussten wir jedoch feststellen, dass es einem noch schlimmer ergehen könnte. Ein „am Schärme“ stehender Asiate
wartete vergeblich auf besseres Wetter, damit er sich mit seinem Fahrrad wieder auf den Weg machen kann. Und so waren wir froh, dass wir unsere Reise in unserem warmen und trockenen VW-Bus
fortsetzen durften. Diese ging für uns weitere Richtung Ost zu den Catlins. Diese haben gemäss unserem Reiseführer mittlerweile zwar ihren Status als Geheimtipp verloren, doch sind sie noch immer
ein beliebtes Ziel für diejenigen, die Ruhe und Natur dem Massentourismus und spektakulärer Action vorziehen. Allerdings wurden wir auch vorgewarnt. Viele Sehenswürdigkeiten liegen nicht an der
verbindenden Hauptstrasse, dem SH 92, sondern können lediglich über abzweigende Sackgassen (meist auf Schotterstrassen) erreicht werden. Wir liessen uns davon jedoch nicht abschrecken.
Schliesslich haben wir Zeit. Und so bogen wir auch schon bald ab zu unserer ersten „Sehenswürdigkeit“: Ein Leuchtturm aus dem Jahre 1884 am Waipapa Point. Wir hatten uns zwar mittlerweile an das
windige Neuseeland (besonders auf der Südinsel) gewöhnt, doch der Wind hier riss uns beinahe aus unseren Flip Flops und peitschte uns die Regentropfen wie Nadelstiche ins Gesicht. Schon nach
wenigen Minuten gaben wir uns deshalb geschlagen und setzten unsere Reise fort zur nächsten Landzunge im Westen, dem Slope Point. Bei 46° 40’ 40’’ endet dort die Südinsel. 4’803 km vom Südpol und
5'140 km vom Äquator entfernt, wie auf einem Wegweiser auf dem ebenfalls windumtosten Flecken angezeigt wird. Viele haben den 10-minütigen Fussmarsch vom Parkplatz (welcher wiederum teilweise nur
über eine Schotterpiste erreichbar war) bei diesen garstigen Wetterbedingungen gar nicht erst auf sich genommen. Wir hatten uns jedoch gesagt, „wenn wir nun schon mal bis hierhin gekommen sind,
lassen wir es uns auch nicht nehmen, diesen geografischen Endpunkt fotografisch festzuhalten“. Da an eine Aufnahme mit Selbstauslöser bei diesem Sturm nicht zu denken war, hat uns ein Deutscher
freundlicherweise angeboten, ein Foto von uns zu machen. Wie sich im Gespräch herausgestellt hat, arbeitet dieser für den ZDF und ist als Requisiteur für die Roman-Verfilmungen der britischen
Bestseller-Autorin Katie Fforde zuständig. Zu seiner Arbeit gehört es nicht nur, den passenden Blumenstrauss für eine Filmszene zu finden, sondern auch gleich für ein geeignetes Stadtviertel zu
sorgen und dieses für die Aufnahmen entsprechend vorzubereiten. Nach seinem Neuseeland-Aufenthalt geht es für ihn deshalb direkt weiter an die amerikanische Ostküste, zu den Drehorten weiterer
Katie Fforde-Filme.
Am nächsten Morgen konnten wir zudem noch Hector-Delphine beobachten, welche ziemlich nah an den Strand kamen. Jene, die sich trotz der kalten Temperaturen oder dank Neoprenanzug ins Wasser
wagten, konnten sogar mit ihnen schwimmen. Wir hatten jedoch darauf verzichtet. Einerseits, weil es uns für ein Bad viel zu kalt war, andererseits weil Naturschützer offenbar darum bitten,
die Delphine lediglich vom Wasser aus zu beobachten.
Curio Bay – Mc Lean Falls – Purakaunui Falls – Nugget Point – Papatowai
Im Reiseführer haben wir gelesen, dass es am Waipati Beach und somit ganz in der Nähe unsers Campingplatz ein Höhlensystem gibt, welches nicht zu Unrecht den Namen Cathedral Caves trägt (der
Eingang soll einem Kirchenportal ähneln) trägt. Nachdem wir die Cathedral Caves auf der Coromandel Peninsula ausgelassen hatten, wollten wir diesmal unbedingt die Gelegenheit dazu nutzen. Wie wir
im Internet recherchiert hatten, mussten wir uns jedoch noch bis Mittag gedulden, da man für die Besichtigung ein Zeitfenster von einer Stunde vor und nach Niedrigwasser zur Verfügung hat. Auf
dem Weg dorthin machten wir deshalb noch einen kurzen Abstecher zu den McLean Falls, auf welche wir dank eines Schildes am Strassenrand aufmerksam gemacht wurden. Zu unserem Erstaunen hat unser
Reiseführer diesen Wasserfall mit keinem Wort erwähnt. Nichtsdestotrotz machten wir uns auf einer weiteren Schotterpiste auf den Weg dorthin. Zum Glück! Allein schon der Spaziergang durch den
mystischen Farn-Wald war es wert gewesen. Und dann dieser Wasserfall im Glitzern der Morgensonne - wunderschön! Wir waren froh, diesen Abstecher gemacht zu haben. Nun ging es aber weiter zu den
Cathedral Caves, welche sich ganz in der Nähe befanden (wenn man nicht daran vorbei fährt). Wir wendeten und versuchten es erneut. Diesmal fanden wir zwar die entsprechende Einfahrt zum
Parkplatz. Der Zugang war jedoch versperrt. Ein Hinweisschild informierte darüber, dass der Zutritt zu den Cathedral Caves vorübergehend gesperrt ist. Angeblich weil der Weg (welcher durch einen
Wald führt) aufgrund der letzten Regentage nicht sicher genug ist. Was für eine Enttäuschung! Wir liessen uns deswegen aber nicht die gute Stimmung verderben und fuhren weiter, den nächsten
Naturschönheiten entgegen. Diese liessen nicht lange auf sich warten. Über dem Ostende der Bucht schwingt sich die Strasse über den Florence Hill und bescherte uns eine traumhaft schöne Sicht auf
die Tautuku Bay. Wir waren nicht die einzigen Touristen, welche dort anhielten und die Aussicht genossen (auch wenn der Wind uns einmal mehr um die Ohren pfiff) und so unterhielten wir uns kurz
mit einer Touristin aus Chicago, die in den höchsten Tönen von Luzern schwärmte. Auch sie wollte mit ihrem Reisebegleiter eigentlich die Cathedral Caves besichtigen und war ebenfalls ziemlich
enttäuscht, dass dies nicht möglich war. Sie habe sich extra zu diesem Zweck ein Paar - wie sie sagt - „lächerliche“ Trekkingsandalen gekauft. Wir mussten schon ein wenig über die beiden
schmunzeln. Sie und ihr Mann sahen aus wie aus einem Outdoor-Katalog entsprungen: atmungsaktive Langarmbluse, Wanderhosen mit abtrennbaren Hosenbeinen, Wanderhut, Regenjacke und ein riesiger
Trekking-Rucksack (alles nigelnagelneu). Wir stellten uns vor, wie sich die beiden in einem Sportgeschäft von Kopf bis Fuss eindecken liessen und dem Inhaber damit das Geschäft der Saison
bescherte. Den beiden begegneten wir übrigens bei der nächsten touristischen Sehenswürdigkeit (ein weiterer Wasserfall) gleich nochmals. Die gemäss Reiseführer „romantischen“ Purakaunui Falls und
seiner Meinung nach ein Highlight unter den Wasserfällen in den Catlins hätten wir jedoch getrost knicken können. Was daran so wirklich sehenswert oder romantisch sein soll, konnten wir uns beim
besten Willen nicht erklären. Vielleicht war aber einfach zu wenig Wasser vorhanden, um diesen Effekt auszulösen – oder wir sind einfach nicht verliebt genug? Bevor wir aber noch an unserer
gegenseitigen Liebe zu zweifeln begingen, fuhren wir schnell weiter zum nächsten touristischen Highlight, dem Nugget Point. (Diesmal sogar bis zum Schluss auf asphaltierten Strassen.) Auf einem
steilen Landvorsprung thront auf 133 m über dem Meer ein weiterer Leuchtturm. Von dort hat man nicht nur eine wunderbare Sicht auf die Felsspitzen, welche bis zu einem halben Kilometer vor der
Küste aus dem Wasser ragen, man kann auch zahlreiche Seelöwen (oder waren es nun Fellrobben?) beobachten, die sich am Fusse des Felsen tummeln. Auch hier blies uns einmal mehr der Wind um die
Nase, was uns aber angesichts des sonnigen Wetters für einmal überhaupt nicht störte. Wir genossen die wärmenden Sonnenstrahlen, die herrliche Aussicht und das süsse Nichtstun.
Wie jeden Tag stellte sich auch heute die Frage, wo wir unser Nachtlager aufrichten wollen. Unsere deutschen Reisefreunde, Katja und Nico, informierten uns darüber, dass sie mittlerweile auch im
Süden der Insel angekommen sind und auf einem Camping nahe den Cathedral Caves übernachten werden. Da wir diese Gegend bereits passiert hatten, überlegten wir kurz, was wir nun machen wollten.
Weiter östlich in Richtung Dunedin fahren und darauf hoffen, sie dort nochmals zu erwischen oder auf Nummer sicher gehen und nochmals zu dem von ihnen vorgeschlagenen Campingplatz zurück zu
fahren? Wir entschieden uns für die zweite Variante und informierten sie per SMS über unser Vorhaben. Allerdings waren wir uns aufgrund der schwachen Netzabdeckung in dieser Gegend nicht sicher,
ob sie diese Nachricht von uns auch tatsächlich erhalten werden. Und so staunten wir nicht schlecht, als sie uns auf unserem Weg zurück entgegen fuhren. Wie befürchtet hatte sie unsere Nachricht
nicht erreicht und so hatten sie sich spontan dazu entschlossen nun doch auf einem anderen, günstigeren Campingplatz weiter östlich zu übernachten. Wir schlossen uns dieser Idee an und fuhren auf
den von ihnen vorgeschlagenen DOC-Camping, wo wir einen weiteren gemütlichen Abend mit ihnen verbrachten und um Mitternacht auch gleich noch ein Geburtstagsständchen für Katja anstimmen
konnten.
Papatowai – Dunedin
Nach dem Frühstück gingen wir noch kurz mit Nico und Katja runter an den Strand, welcher zwar lediglich ein Ausläufer einer Bucht war und somit nicht direkt am Meer lag. Wir machten noch schnell
ein Erinnerungsfoto, bevor es weiter ging Richtung Dunedin. Die Fahrt dorthin unternahmen wir getrennt voneinander. Als wir aber auf dem im Vornherein vereinbarten Campingplatz angekommen sind,
waren sie bereits dort und hatten für uns gleich einen Platz hinter ihnen reservieren lassen. Hinter dem Campingplatz ging es über einen Sportplatz und einen breiten Dünengürtel zu einem
kilometerlangen Sandstrand, welcher sich aufgrund seiner Wellen jedoch mehr zum Surfen denn zum Baden eignete. Katja und Mirjam hatten nach einer kurzen, aber intensiven Wellendusche schon bald
genug Salzwasser geschluckt, während die Männer es noch ein bisschen länger aushielten. Gegen Abend ging es dann mit dem öffentlichen Bus in Richtung Stadtzentrum. Auf diese Weise erhielten wir –
unfreiwilligerweise – eine mindestens halbstündige Stadtrundfahrt durch fast sämtliche Dunediner Quartiere, bevor unser Bus endlich beim Octagon, einem achteckigen Platz im Zentrum der Stadt,
angekommen ist. Dunedin trägt den gälischen Namen der schottischen Haupstadt Edinburgh, was darauf zurückzuführen ist, dass die Stadt 1848 von Schotten gegründet wurde. Wenige Jahre nach ihrer
Gründung war Dunedin bedingt durch den Goldrausch die größte Stadt Neuseelands und hatte auch die erste Universität des Landes. Unter den rund 120’000 Einwohnern sind denn auch heute noch über
20’000 Studenten, die gemäss Reiseführer „für ein lebendiges Kultur- und Nachtleben sorgen“. Da es jedoch Sonntag war, ging es sehr ruhig zu und her. Und so suchten wir uns nach einem kurzen
Stadtrundgang einen gemütlichen Pub, wo uns ein leckeres Nachtessen serviert wurde und wir mit ein paar kühlen Bier nochmals auf Katja’s Geburtstag angestossen haben, bevor es dann zu
vorgerückter Stunde mit dem Taxi – diesmal auf direktem Weg - zurück zum Campingplatz ging.
Dunedin – Te Anau
Als wir heute Morgen aus unserem VW-Bus krochen, blies uns ein eisig kalter Wind entgegen (die Stadt schien wohl doch tatsächlich etwas Schottisches an sich zu haben). Wir zogen es deshalb vor,
das Frühstück im warmen Bus einzunehmen, bevor dann definitiv der Zeitpunkt gekommen ist, uns von unseren liebgewonnen deutschen Reisekollegen zu verabschieden. Während sie weiter nach
Christchurch fahren, geht es für uns nochmals zurück an die Westküste zum Milford Sound. Der Wetterbericht hat Sonne und blauer Himmel vorausgesagt und so hatten wir gestern noch mit Nicos Hilfe
ein super Sparangebot für eine Bootstour gebucht. Der Abschied von den beiden ist uns nicht leicht gefallen und wir hoffen sehr, dass wir sie irgendwann mal wieder sehen. Für die Fahrt zurück
nach Milford Sound bzw. Te Anau entschieden wir uns diesmal für die schnelle Inlandroute entlang des State Highways Number 1. Vorher fuhren wir jedoch noch kurz zur Baldwin Street in Dunedin. Mit
einer Steigung von 38% im oberen Teil steht sie als steilste Strasse der Welt im Guiness Buch der Rekorde. Wir liessen unseren VW-Bus folglich auch unten im Flachen stehen und kämpften uns zu
Fuss die Strasse hinauf. Wer dort oben wohnt, bekommt sein tägliches Fitnesstraining geschenkt...
Die Strassen in Neuseeland sind, bis auf die wenigen Schotterpisten, welche in den Catlins zu den Sehenswürdigkeiten führten, gut ausgebaut. Allerdings sorgen immer wieder Strassenabschnitte, die
mit Rollsplit erneuert werden, für Ärger. Bisher ist es bei kleineren Lackschäden geblieben. Bis heute. Ein entgegenkommender LKW hat unserer Windschutzscheibe einen Kieselstein verpasst und für
einen kleinen Sternbruch gesorgt. Wir entschieden uns deshalb, in der nächst grösseren Stadt bei einer Carglass-Vertretung vorbeizuschauen. Leider war es der Filiale in Gore nicht möglich, den
Schaden noch am gleichen Tag zu beheben und verwies uns stattdessen an ihre Partnerfiliale in Queenstown. Immerhin gaben sie uns ein „Steinschlag-Pflaster“ mit, welches wir zum Schutz auf die
Bruchstelle kleben konnten.
In Te Anau angekommen, bezogen wir diesmal Quartier in einem Campingplatz mit Seesicht. Wir genossen das schöne Wetter und die Aussicht auf den See und freuten uns auf unseren morgigen Ausflug
zum Milford Sound – Neuseelands weltbekanntem Fjord.
Te Anau – Milford Sound – Te Anau
Der heutige Tag startete vielversprechend: Blauer Himmel - kaum Wolken. Und so hofften wir, dass dies auch für den ganzen Tag so bleibt. Schliesslich sind wir extra nochmals quer durch die ganze
Südinsel gefahren, um den Milford Sound zu besichtigen. Allerdings ist nur schon die Anreise von Te Anau über die Milford Road ein Erlebnis. Wir folgten dem Ostufer des Lake Te Anau und
bewunderten das imposante Bergpanorama, welches sich uns empor streckte. Mit der Einfahrt in das Ellington Valley gut 45 km nördlich von Te Anau erreichten wir den Fiordland National Park und
hielten dort zusammen mit zahlreichen Reisebussen für einen ersten Stopp. Endlich bekamen wir auch einen Kea-Papageien zu Gesicht, wobei wir ehrlich gesagt auch froh sind, dass wir diesem Vogel
nicht so häufig begegneten. Kea-Papageie lieben es nämlich, die Gummiabdichtungen an den Fahrzeugen anzuknabbern. Der nächste touristische Hot Spot inmitten eines dichtes Waldes, aber aufgrund
der zahlreichen Reisebusse am linken Parkstreifen nicht zu übersehen, waren die Mirror Lakes. Wir hatten Glück und es war windstill, so dass sich tatsächlich die Berge darin spiegelten.
Wunderschön! Wenn nur das Gedränge der vielen Touristen nicht wäre. Wir zogen deshalb schon bald weiter Richtung Norden wo man von Pops View auf das immergrüne Walddach des Hollyford Valley
blicken kann. Die Milford Road klettert anschliessend wieder bis auf über 900 m die „Berge“ hinauf und im Norden ragen in den Darran Mountains die mit knapp über 2'700 m höchsten Gipfel des
Fiordlands auf. Irgendwann sieht man nur noch eine Wand vor sich, durch welche der 1'207 m lange, tropfende und unbeleuchtete Homer Tunnel führt, welcher mit einem Gefälle von 1:10 ins Tal runter
führt. Ein solcher Tunnel hätte die Sicherheitsstandards in der Schweiz längst nicht mehr erfüllt und so waren wir froh, als wir am anderen Ende wieder heil ans Tageslicht gelangten. Dort ging es
in Serpentinen weiter zum Fjord hinab, wo wir uns noch auf einen Spaziergang entlang des Cleddau Rivers machten. Dort hat das Flusswasser an einigen Stellen skulpturähnliche Formen in den Fels
modelliert. Milford Sound begrüsste uns dann mit einem strahlend blauem und wolkenlosen Himmel. Was für ein Tag! Wir schossen unzählige Erinnerungsfotos, bei welchen uns auch noch Holländische
Töff-Fahrer behilflich waren (und uns prompt dazu aufforderten, uns auf mindestens einem Foto auch noch zu küssen). Bei diesen vielen Aufnahmen hatten wir beinahe übersehen, dass sich das Wasser
immer näher zum Ufer zurückzog und wir plötzlich mit unseren Schuhen im Wasser standen. Irgendwann war es dann aber sowieso Zeit unser Boot zu besteigen.
Wir genossen die Fahrt durch den Fjord und staunten über die steil abfallenden Felswände, die imposanten Wasserfälle und die kleinen Regenbogen die sich davor bildeten. Bei zwei der Wasserfälle
fuhr das Boot so nahe ran, dass das Wasser auf die auf einem Serviertablett bereit gestellten Gläser rieseln konnte. Einige der Passagiere (Mirjam) bemerkten dies zu spät und wurden unwillkürlich
nass! Gut hatte sie die Regenjacke aufgrund des Fahrtwindes schon angehabt und Wanderhosen getragen. Im Nu war alles wieder trocken. Nach knapp drei Stunden kehrten wir mit einem
unbeschreiblichen Glücksgefühl zurück in den Hafen. Dieser Ausflug hat sich definitiv gelohnt! Wir stiegen wieder in unseren VW-Bus und durften nochmals durch die eindrückliche Landschaft des
Fiordland National Park zurück nach Te Anau fahren, wo wir nochmals eine Nacht auf dem gleichen Campingplatz wie gestern verbrachten.
Te Anau – Queenstown – Alexandra
Unsere heutige Etappe führt uns nochmals zurück nach Queenstown. Diesmal hatten wir mehr Wetterglück und so präsentierte sich uns auch die Landschaft zwischen Te Anau und Queensland in einem
völlig anderen Licht. Wir fuhren deshalb nicht einfach ohne Halt durch, sondern hielten immer wieder mal an, um die Landschaft zu geniessen. Der SH 6, welcher am Fussee des
Remarkables-Gebirgszugs entlang der Ostküste des Lake Wakatipu verläuft, ist kurvenreich und mit Anstiegen und Abfahrten versehen und wird deshalb auch als "The Devil's Staircase"
("Teufelstreppe") bezeichnet. Für uns absolut unverständlich. Wir würden ihn eher als himmlisch bezeichnen. Bevor wir uns in Queenstown ins Stadtzentrum begaben, fuhren wir als Erstes
direkt zu einem Windschutzscheiben-Reparaturservice. Wir hatten uns unterwegs vom neuseeländischen TCS eine Adresse geben lassen, wo wir einfach mal ohne Voranmeldung vorbeischauten und wo man
sich auch tatsächlich sofort unserem Problem angenommen hat. In der Zwischenzeit – wir wurden gebeten, in ca. 45 Minuten wieder zurückzukommen – suchten wir uns in diesem Industriegebiet etwas zu
essen und fanden unterwegs in einem Restaurant-Ausstatter sogar endlich Ersatz für unsere heissgeliebten Victorinox Rüst- und Steakmesser, welche uns ebenfalls geklaut wurden und wir bisher noch
nicht ersetzen konnten. Pünktlich wie angekündigt war dann auch unser VW-Bus wieder abholbereit. Die Windschutzscheibe musste glücklicherweise nicht ersetzt werden, sondern konnte für umgerechnet
CHF 50 repariert werden (PS: Auch dieser Schaden wurde uns von der Mobiliar Versicherung umgehend vergütet).
Die Actionwelt von Queenstown liessen wir auch diesmal links liegen und suchten uns nach einer Shoppingtour durch Queenstowns Stadtzentrum ein ruhiges Plätzchen am Hafen, wo wir uns in einer
Gartenbeiz etwas Kühles zu trinken und einen Happen zu Essen bestellten, bevor es entlang des SH 6 weiter ging in Richtung Ost. Wir fuhren durch das Gibbston Valley vorbei an bekannten
Weinbaugebiete des Central Otagos und folgten der Kawarau Schlucht durch karges, gebirgiges Gebiet, in welchem noch die Spuren früherer Goldgräberzeiten sichtbar sind und für Touristen zugänglich
gemacht wurden. Uns vermochte dies jedoch nicht zu einem Besuch verlocken und so genossen wir einfach nur die einzigartige Landschaft, die sich uns präsentierte. Bei Cromwell mündet der SH 6 in
den SH 8 ein und führte uns entlang des Lake Dunstan (ein künstlich angelegter Stausee) zu unserem heutigen Nachtlager, einem kostenlosen DOC-Campingplatz (lediglich Plumpsklo). Nach dem
Abendessen blieben wir noch lange auf unseren Liegestühlen (allerdings mit zusätzlich warmer Decke) liegen und bestaunten den strahlenden Sternenhimmel, welcher sich uns in diesem
bevölkerungsarmen Gebiet zeigte. Wir stellten uns deswegen sogar extra den Wecker, um mitten in der Nacht nochmals einen Blick darauf zu richten.
Alexandra – Hampden
Die heutige Etappe führte uns durch endlose Weiten vorbei an riesigen Farmweiden, welche teilweise mit überdimensionalen Bewässerungsanlagen bestückt waren. Ein Bild das uns leicht irritierte,
nachdem wir auf verschiedensten Campingplätzen wegen angeblich bestehenden Wassermangels dazu angehalten wurden, sparsam mit dem kostbaren Gut umzugehen. Offensichtlich befanden wir uns aber hier
in einem derart abgelegenen und bevölkerungsarmen Gebiet, wo dies keine Rolle mehr spielte. Bis auf die grossen Viehtransporter war ausser uns kaum ein anderes Fahrzeug unterwegs. Und so war es
auch ein Viehtransporter der uns ein unvergessliches Erlebnis bescherte, auf welches wir gerne verzichtet hätten. Kurz nachdem wir die Ortschaft Palmerston passiert hatten, wich plötzlich der
PW-Lenker vor uns nach links aus. Grund dafür war ein Tier auf der Fahrbahn, welches er trotz Ausweichmanöver noch erwischt hatte. Wir konnten dem Tier glücklicherweise komplett ausweichen,
fragten uns aber gleichzeitig, wie dieses (ein Damhirsch?!) mitten in einem Dorf so plötzlich auf die Strasse gekommen ist. Und als wir noch darüber diskutierten, kam auch schon das nächste Tier
geflogen. Und damit klärte sich auch gleich die Frage, woher diese Tiere kommen. Der Viehtransporter, welcher vor uns bzw. vor dem anderen PW fuhr, hatte die Tür im ersten Anhänger nicht richtig
verriegelt und verlor dadurch ein Tier nach dem anderen. Glücklicherweise konnten wir auch diesmal wieder erfolgreich ausweichen. Nachdem der Strassenverlauf es endlich zuliess, überholte der
PW-Lenker vor uns den Viehtransporter und gab diesem zu verstehen, dass er anhalten solle. Somit konnte weiteres Unheil verhindert werden und wir konnten ebenfalls beruhigt unsere Fahrt
fortsetzen. Allerdings begleitet uns seither immer ein mulmiges Gefühl, wenn wir einem Viehtransporter folgen.
Unseren nächsten Halt hatten wir an der Küste beim Katiki Point geplant. Unter dem Leuchtturm sollen sich angeblich massenhaft Robben/Seelöwen tummeln und im abgesperrten Bereich konnten wir
sogar ein paar Gelbaugen-Pinguine erspähen. Mirjam konnte sich fast nicht mehr von diesem Ort lösen, so fasziniert war sie von diesen Tieren. Irgendwann fuhren wir dann aber doch weiter zu
unserem heutigen Nachtlager am Moeraki Strand. In unserer Campermate-App haben wir gelesen, dass es dort einen schönen Campingplatz (unter Schweizer Führung) geben soll. Als wir uns diesem
näherten, rief Martin plötzlich (entsetzt): „Ä Urner-Fahne!“. Tatsächlich wehte direkt vor uns im Wind neben einer neuseeländischen Fahne eine Schweizer sowie eine leuchtend gelbe Urner-Fahne.
Beim Einchecken stellte sich heraus, dass die Besitzerin des Campingplatzes eine Urnerin, genauer gesagt, eine Schattdorferin ist. Nach einem kurzen Schwatz unter Tells Töchtern richteten wir uns
auf dem Campingplatz ein und programmierte wieder mal eine Ladung Wäsche, welche wir anschliessend zum Trocknen an die Wäscheleine hingen.
Für alle die sich schon mal gefragt haben sollten, ob wir uns denn nie auf die Nerven gehen, kommt hier die Antwort. Ja, es gibt solche Momente. Immer wieder mal. Meistens sind sie jedoch nach
wenigen Minuten überstanden. Heute brauchte es jedoch mehr als fünf Minuten. Und so begab sich Mirjam auf einen Strand-Spaziergang zu den Moeraki Boulders (rund 50 natürlich entstandene
Steinbälle, die grössten mit einem Durchmesser von über 2 m) während Martin auf dem Liegestuhl ein Nickerchen machte. Diese „Single-Zeit“ war offenbar notwendig und hat dafür gesorgt, dass wir
uns anschliessend wieder glücklich und zufrieden in die Armen schliessen konnten. Einem gemeinsamen Abendessen stand somit nichts mehr im Wege und so folgten wir der Empfehlung der
Campingbesitzer und kehrten in der kleinen Imbiss-Bude ein, wo der Koch die Fische noch selber fängt. Tatsächlich bekamen wir dort die wohl besten Fish&Chips, die wir je gegessen hatten. Und
so neigte sich auch der heutige Tag langsam dem Ende zu. Vor dem Schlafengehen sorgte jedoch noch ein Geräusch für Unruhe: Sirenen heulten los. Während Martin völlig entspannt blieb, rechnete
Mirjam bereits mit dem Schlimmsten und fragte sich, ob es sich vielleicht um eine Tsunami-Warnung handeln könnte?! Hin- und hergerissen zwischen Angst und Vernunft, war sie erleichtert, als die
Sirenen schon bald wieder verstummten. Nachdem auf dem Campingplatz alles ruhig blieb und auch von den Besitzern keine Reaktion kam, gingen wir davon aus, dass es sich um einen Fehlalarm
handelte. Einem ruhigen und entspannten Schlaf stand somit nichts mehr im Wege.
Hampden – Moeraki Boulders – Oamaru –
Aoraki Mount Cook Village
Heute Vormittag fuhren wir als Erstes wieder ein paar Kilometer zurück zum Parkplatz, von wo man mit wenigen Schritten die Moeraki Boulders am Strand erreichen kann. Auch heute wimmelte es dort
von zahlreichen Touristen, die auf kreativste Art und Weise Erinnerungsfotos von sich machen liessen. Wir liessen uns nicht ganz davon mitreissen und hielten uns mit akrobatischen Einlagen auf
den felsigen Kugeln zurück. Unsere Fahrt ging anschliessend weiter bis nach Oamaru. Ein Ort der eigentlich hauptsächlich für seine Blau-Pinguin-Kolonie bekannt ist. Da es diese jedoch gerne
dunkel mögen und sich daher meist erst nach 22.00 Uhr zeigen, konzentrierten wir uns bei unserer Ankunft um die Mittagszeit mehr auf das restaurierte Hafenviertel, welches ein Gewerbegebiet mit
grösstenteils von 1870 bis 1900 gebauten Lager- und Handelshäusern beherbergt. Nebst Künstlerischem und Kunsthandwerklichem findet sich dort auch reichlich Kulinarisches. So auch eine
holländische Bäckerei, bei welcher wir uns frisches Brot, ein lecker luftiges Gipfeli bzw. eine würzige Pie kauften. Unser Stadtrundgang führte uns vorbei an viktorianischer Architektur sowie
düsteren wie auch spielerischen Kunstwerken, welche gelebtes Recycling präsentieren. Oamaru war für uns ein echter Geheimtipp und allemal ein Halt wert.
Wir verliessen anschliessend die Westküste und folgten dem Tal des Waitaki Rivers entlang des 120 km langen SH 83 bis nach Omarama und von dort dem SH 8 bis zum Südufer des Lake Pukaki. Die eher
unspektakuläre Strecke führte vorbei an zahlreichen Stauseen mit mächtigen Dämmen und den dazugehörigen Kraftwerken. Spätestens aber als wir uns dem Lake Pukaki näherten, hatte uns Neuseelands
Landschaft wieder in ihren Bann gezogen. Der SH 80 führte uns auf einer 55 km Sackgasse in die Alpen hinein. Eine Strecke mit höchstem Sightseeing-Faktor, und dies obwohl sich aufgrund der
starken Bewölkung die Dreitausender nicht einmal zeigten. So schnell wollten wir aber nicht aufgeben, weshalb wir im knapp 800 m hoch gelegenen Aoraki Mount Cook Village die Nacht verbrachten, um
dann hoffentlich am nächsten Tag freie Sicht auf den 3'754 m hohen Mount Cook, den höchsten Berg Ozeaniens, zu haben.
Doch auch der nächste Tag zeigte sich unbeständig. Nichtsdestotrotz begaben wir uns auf eine leichte Wanderung durch das Hooker Valley zum Moränensee des Hooker-Gletschers. Leider umhüllte sich
der Mount Cook auch heute mit einem hartnäckigen Wolkenschleier, weshalb uns die versprochene, imposante Ansicht auch von diesem Aussichtspunkt verwehrt blieb. Und so machten wir uns nach einer
kurzen Rast wieder zurück auf den Weg zum Campingplatz. Obwohl die letzte Nacht bereits ziemlich stürmisch war und uns sogar dazu veranlasst hatte, unser Aufstelldach runter zu nehmen,
entschieden wir uns, eine weitere Nacht inmitten dieser Bergwelt zu verbringen und erst am nächsten Morgen wieder weiterzufahren.
Aoraki Mount Cook Village – Geraldine – Methven
Der nächste Morgen präsentierte sich in etwa gleich wie der letzte. Trotzdem hofften wir, dass wir auf der Fahrt zurück beim Peters Lookout hoch über dem Seeufer doch noch einen Blick auf den
Mount Cook erhaschen können. Doch auch hier wurden wir einmal mehr enttäuscht. Jä nu... man kann halt nicht alles haben.
Am Südufer des Lake Pukaki angekommen (auch hier war die Sicht auf den Mount Cook ebenfalls nicht frei gegeben), hielten wir kurz an, um Lachs zu kaufen. Die konstant fliessenden Kanäle der
Kraftwerke in der Gegend, eignen sich offenbar ideal als Zuchtbecken für einen ungewöhnlich fettarmen Edel-Lachs, der bei der guten Wasserqualität ganz ohne Antibiotika und anderen Medikamenten
heranwachsen kann. Anschliessend ging unsere Fahrt weiter entlang des SH 8, welcher sich durch eine grüne, hügelige Landschaft zum 829 m hohen Burkes Pass hinaufschlängelt. Eine Passhöhe die man
kaum bemerkt. Oben angekommen machten wir kurz bei einer grossartigen Brockenstube (was es da alles zu finden gab) bzw. bei einem Gartenmöbel-Schreiner, welcher massive Holz-Gartenmöbel zu einem
- unserer Meinung nach - Spottpreis angeboten hat. Nachdem uns der Reiseführer die Inland Scenic Route empfohlen hatte, welche einen hohen Sightseeing-Faktor für Landschaftsgeniesser versprach,
bogen wir kurz nach Fairlie in den SH 79 ab. Es folgten lange, flache Strecken vorbei an Weiden mit Rindern und riesigen Bewässerungsanlagen. In Geraldine machten wir Mittagspause und setzten uns
in die Gartenterrasse eines Lokals und bekamen dort einen äusserst leckeren Hamburger (mit Randenscheiben - üblich in Neuseeland) und Pommes serviert. Nach dieser Stärkung ging die Fahrt weiter
bis zum Campingplatz nach Methven, wo wir noch etwas Sonne tankten und auf unseren Liegestühlen entspannten bis es Zeit wurde für unser Abendessen.
Methven – Christchurch
Leider gibt es in Christchurch keine Campingplätze im Stadtzentrum und so war unser Campingplatz ca. eine Stunde Fussmarsch davon entfernt. Allerdings hatte es direkt vor unserem Campingplatz
eine Bushaltestelle, von wo man sich alle 30 Minuten bequem ins Zentrum chauffieren lassen konnte. Als wir dort ankamen, stellten wir jedoch fest, dass gerade eben ein Bus gefahren wäre. Wir
entschieden uns deshalb, uns zu Fuss auf den Weg ins Zentrum zu machen. Ein bisschen Bewegung tut uns schliesslich gut. Nach knapp einer Stunde erreichten wir dann auch den Hagley Park und
überquerten ein bisschen später den Avon River. Das erste was uns auffiel, waren die vielen Baukrane und die vielen neuen Gebäude, die noch am Entstehen waren. Kurze Zeit später standen wir auch
schon inmitten der Container-Mall (in farbigen Schiffscontainern eingerichtete Shops und Cafés) und im Hintergrund erneut zahlreiche Baukrane und Baustellen. Je weiter wir ins Stadtzentrum
vordrangen, umso heftiger zeigt sich die Zerstörung, welche das Erdbeben von Februar 2011 zurückgelassen hatte. Wir waren sprachlos. Die ganze Stadt ist eine riesige Baustelle. Viele Gebäude
wurden bereits abgerissen. Einige neue wurden bereits erstellt oder sind noch am Entstehen und unzählige weitere sind noch immer abgeriegelt und verlassen. Der Anblick dieser grossen Zerstörung
deprimierte und machte uns nachdenklich. Besonders dann, als wir auf vor einem Platz standen, an welchem vor dem Erdbeben noch ein Gebäude stand. Dieses ist beim Erdbeben aufgrund der grossen
Erschütterung kollabiert und hat mehr als 120 Menschenleben ausgelöscht, was mehr als zwei Drittel aller Todesopfer ausmacht. Unweit davon befindet sich dann auch die Gedenkstätte, an welcher 185
leere Stühle stehen. Ein Stuhl für jedes Menschenleben. Bedrückend. Traurig. Wir liefen weiter und langsam zeigten sich endlich auch wieder Lichtblicke in dieser düsteren, zerstörten Umgebung.
Ein riesiger Spielplatz für Kinder ist aus den Ruinen entstanden. Und wie dieser Spielplatz entsteht an vielen Orten eine neue Zukunft. Christchurch hat nun die Chance, ein völlig neues Stadtbild
zu kreieren. Wir sind gespannt, wie sie sich diese Stadt aus Schutt und Asche erheben wird und kommen gerne irgendwann einmal wieder hierher zurück.
Nachdem viele Gebäude im Stadtzentrum zerstört wurden, mussten auch viele Cafés, Restaurant und Kneipen in ein anderes Quartier umziehen. So auch das Irish Pub „The Bog“. An ihrem neuen Standort
haben sie jedoch ein richtig gemütliches Lokal erschaffen. Wir wissen nicht, ob es an den vielen Eindrücken des heutigen Tages, am tollen Interieur, am guten Bier oder an der tollen Live-Musik
lag, dass wir bis spät in die Nacht dort blieben. Nüchtern waren wir jedenfalls nicht mehr als wir das Pub verliessen. Wir entschieden – wohl auch deshalb – uns wiederum zu Fuss auf den Heimweg
zu machen, wobei Mirjam diesen Entscheid schon bald bereute und hin und hergerissen war, ob sie sich nun nicht doch besser ein Taxi bestellen sollten. Warum kommt einem der Heimweg auch immer so
viel länger vor? Müde und erschöpft liessen wir uns ca. eine Stunde später endlich in unser Bett fallen.
Christchurch – Kaikoura
Der nächste Morgen kam schneller als erwartet, doch glücklicherweise ohne Kopfschmerzen. Und so sprach auch nichts dagegen, uns direkt nach dem Auschecken nochmals mit dem VW-Bus ins Stadtzentrum
zu begeben, wo wir noch ein Geburtstagsgeschenk für Mirjams Göttibub besorgten und dieses bei der Post aufgaben. Anschliessend ging es für uns auch schon auf die vorletzte Etappe durch die
Südinsel in Richtung Kaikoura. Leider war das Wetter immer noch ziemlich trüb. Allerdings hätten wir auf dieser Strecke onehin nicht allzuviel verpasst. In Kaikoura angekommen, fanden wir es dann
doch etwas schade, dass wir aufgrund des trist-grauen Wetters das gemäss Reiseführer dunkelgrüne Meer und den 2'885 m hohe Tapue-o-Uenuku (höchster Berg Neuseelands ausserhalb der Southern Alps)
nicht zu Gesicht bekamen. Und so fuhren wir aufgrund des Wetters direkt auf den Campingplatz. Kaikoura ist zwar bekannt für seine Wahlbeobachtungs-Touren, doch wir verzichteten darauf.
Schliesslich hatten wir beide diese Erfahrung (mit mehr oder weniger Erfolg) bereits schon in anderen Ländern gemacht.
Kaikoura – Picton – Wellington
Nun ist es soweit: die letzte Etappe auf der Südinsel liegt vor uns. Etwas wehmütig machten wir uns auf unsere letzte Reise bis nach Picton. Diesmal haben wir die Fähre schon im Voraus gebucht
und so auch den Campingplatz bei unserer Ankunft im Hafen von Wellington. Wir machten uns also auf den Weg nach Norden, nahmen Abschied von Neuseelands Ostküste und sahen noch einmal ein paar
Robben (oder waren es Seelöwen?). Wir näherten uns langsam aber sicher dem Hafen von Picton, wo wir nochmals einen kurzen Spaziergang machten und darauf warteten, dass unsere Fähre Kurs auf
Wellington nahm. Nordinsel: We are coming back!