Da sind wir wieder!

Nach einem 5-monatigen Aufenthalt in der Heimat, sind wir am 14. November 2017 zu unserem nächsten Reiseabenteuer aufgebrochen. Etwas mulmig war uns ja schon zumute. Einerseits, weil wir wieder Abschied nehmen mussten von Freunden und Familie. Andererseits, weil wir nicht recht wussten, was uns auf unserem Flug von Zürich via Barcelona nach Buenos Aires erwarten wird. Wir flogen nämlich das erste Mal mit uns bisher nicht bekannten Fluggesellschaften: Vueling und LEVEL?! Na, wenn da mal alles gut geht... Um diesen Flug erst recht zu einer Challenge werden zu lassen, wollten wir nebst unseren beiden Reisetaschen (und unseren Rucksäcken als Handgepäck), auch noch Veloträger-Schienen mit nach Argentinien nehmen. Da diese zu lang waren für unsere Reisetaschen, hatten wir sie in einen separaten Sack gepackt und auf eine unserer Reisetaschen aufgebunden. Gewichtstechnisch sollten wir damit zwar keine Probleme verursachen. Denn das erlaubte Maximalgewicht von 23 Kilo pro Gepäckstück, haben wir - trotz der vielen mitgeführten Ersatzteile - überraschenderweise eingehalten. Das Problem lag vielmehr am sperrigen Format dieser Schienen. Wir befürchteten deshalb, dass wir diese nur gegen eine hohe Gebühr als Sperrgut aufgeben dürfen. Als wären dies nicht schon genug Gründe, wussten wir zudem immer noch nicht, wie wir das mit dem Check-in für den Flug von Barcelona nach Buenos Aires geregelt kriegen. Bisher war es uns nämlich weder online noch telefonisch möglich, ein Check-in vorzunehmen. Stattdessen wurden wir von Iberia - über welche wir die Tickets online gekauft hatten - an Vueling, von dort an LEVEL und dort wiederum zurück an Iberia verwiesen. Tja... Wer nicht viel bezahlen will für ein Ticket, darf sich nicht wundern.

 

Überraschung am Check-in

Mit Sack und Pack zogen wir am 14. November 2017 dann los in Richtung Flughafen. Glücklicherweise hatten sich Tinus Eltern Zeit genommen, uns mit dem Auto nach Kloten zu chauffieren, wo sich dann auch noch meine Eltern, mein Bruder und dessen Freundin hinzugesellten. Es bedeutete uns sehr viel, dass sie sich extra frei genommen haben, um uns (wieder mal) am Flughafen bis zur Passkontrolle zu begleiten. Nach ein paar letzten gemeinsamen Drinks (bei mir gabs extra noch ein paar Rivella), begaben wir uns mit flauem Gefühl im Magen zum Check-in. Wir waren gespannt, was die Dame am Schalter zu unserem Veloschienen-Sack sagen wird. "Gehts in die Berge?", fragte sie und versah den Sack auch schon mit einer Gepäcketikette. Wie...? Hat das jetzt tatsächlich so einfach geklappt? Als wir noch immer ganz verdattert da standen, wartete sie bereits mit der nächsten Überraschung auf. Sie bot uns ein Upgrade an. Der Flieger nach Barcelona sei nicht ausgebucht und sie könne uns deshalb in eine Reihe weiter vorne umplatzieren, wo wir mehr Platz hätten. Wow! Damit hätten wir jetzt echt nicht gerechnet. Beim Check-in für den Flug von Barcelona nach Buenos Aires konnte dann aber auch sie nichts machen. Angeblich hätten sie keinen Zugriff auf die Systeme von LEVEL. Wir sollen uns bei der Ankunft in Barcelona umgehend beim zuständigen Bodenpersonal am entsprechenden Gate erkundigen. Na, da hoffen wir mal, dass sie uns dann noch in den Flieger lassen...

 

Bye bye und auf Wiedersehen

Reisen wär so viel einfacher, wenn man nicht jedes Mal Abschied nehmen müsste... Es zerreisst uns jedes Mal das Herz, unsere Familien vor der Passkontrolle zurückzulassen. Ein letzter Blick zurück und mit der Hoffnung im Herzen, dass wir uns irgendwann wieder unversehrt in die Arme schliessen dürfen, passierten wir die Passkontrolle. Solche Momente machen uns immer wieder bewusst, was wirklich zählt im Leben. Es war so schön, zu spüren, dass wir in den letzten 5 Monaten überall wieder dort anknüpfen konnten, wo wir im Januar 2016 aufgehört hatten. Es tut gut, zu spüren, dass wir auf unseren Reisen nicht alleine sein werden. Nähe ist keine Frage der Distanz. Und wir sind sooo froh, dass wir die Nähe unserer Freunde und Familien in Form von Nachrichten, Fotos und WhatsApp- oder Skype-Gesprächen immer wieder spüren dürfen.

 

Über den Wolken...

Das Check-in für den Flug nach Buenos Aires hat in Barcelona dann doch noch geklappt. Allerdings hatten wir nur noch zwei Plätze hintereinander in der mittleren Vierer-Sitzreihe ergattert. Eine allgemeine Roschade hinter und neben sorgte jedoch dafür, dass wir schlussendlich doch noch nebeneinader sitzen konnten. Dies hatte dann aber für einige Verwirrung beim Servieren der Menus gesorgt. Da offensichtlich nicht bei jedem Passagier das Essen im Flugpreis inklusive war, musste das Kabinenpersonal eine Liste konsultieren und aufgrund der Umplatzierungen auch noch die Passagiere nach ihrem Namen fragen. Da wir uns gar nicht mehr sicher waren, ob wir denn nun mit oder ohne Mahlzeit gebucht hatten, freuten wir uns umso mehr, dass auch wir eine warme Mahlzeit und Getränke erhielten und uns auf diesem 13 Stunden-Flug nicht nur mit einem trockenen und kostenpflichtigen Snack abfinden mussten. Unsere Bedenken gegenüber den beiden Fluggesellschaften Vueling und LEVEL waren somit völlig unbegründet. Und so landeten wir - sogar ein paar Minuten früher als geplant - ausgeschlafen am Flughafen in Buenos Aires.

 

Ab durch die Mitte

Nun galt es auch noch die letzte Hürde zu nehmen: der argentinische Zoll. Da wir evtl. etwas zu viele Ersatzteile in unserem Gepäck mitführten, hatten wir doch ein bisschen Bammel vor einer allfälligen Gepäckdurchsuchung. Wir hatten schon gehört, dass einzelne Ersatzteile konfisziert oder nur gegen eine hohe Gebühr herausgegeben werden (es soll halt auch hier noch immer vereinzelte, korrupte Zollbeamte geben). Als wir uns mit unserem Gepäckwagen den Röntgenstationen näherten, kam uns auch schon ein Sicherheitsbeamter entgegen. Oh nein, jetzt sind wir geliefert! Doch was hat der soeben zu uns gesagt? Hab ich das jetzt richtig verstanden? Wir sollen einfach den Gang durch die Mitte nehmen? Ohne zu röntgen? Ohne unser Gepäck zu zeigen? Etwas ungläubig, aber zügigen Schrittes folgten wir seiner Anweisung. Und tatsächlich... Niemand interessierte sich für uns und unser Gepäck, keiner folgte uns und schon waren wir draussen. Wer hätte gedacht, dass diese beiden Flüge sowie die Zollabfertigung so reibungslos über die Bühne gehen würden. Es zeigt einmal mehr, dass es sich nicht lohnt, sich unnötig Gedanken über die Dinge zu machen, die du sowieso nicht beeinflussen kannst. Manchmal sollte man einfach nur atmen, vertrauen, loslassen und schauen was passiert. 

 

Bienvenidos a Argentina

In der Empfangshalle sollte eigentlich bereits jemand für uns bereit stehen, der ein Schild mit unserem Namen aufhält. Cris von "Andean Roads", wo wir unseren VW-Bus die letzten Monate eingestellt hatten, hatte einen Abholservice für uns organisiert. Doch auf den Dutzend Schildern, die hochgehalten wurden, konnten wir keines mit unserem Namen entdecken. Und so warteten wir... und warteten wir. Nach einer Dreiviertelstunde erkundigten wir uns bei Cris. Unser Chauffeur stehe ihm Stau. Wir hatten mit Cris vereinbart, dass wir draussen vor dem Eingang auf ihn warten würden. So konnten wir uns gleich an das argentinische Klima gewöhnen und der Chauffeur verliert nicht noch mehr Zeit mit Parkplatz suchen, sondern kann uns gleich dort "aufladen". Mit eineinhalb Stunden Verspätung hatte es dieser dann doch noch bis zum Flughafen geschafft. Auf der Fahrt zu unserem Camping/Stellplatz sahen wir dann auch, welches Ausmass dieser Stau hatte. Auf der Gegenrichtung waren bis zu vier Spuren auf mehreren Kilometern total verstopft mit Bussen, Lastwagen und Autos. Glücklich, wer sich mit einem Motorrad durch die Kolonen schlängeln konnte. Noch glücklicher, wer wie wir Richtung Norden (Tigre) unterwegs war.

 

Startschwierigkeiten

Als wir bei "Andean Roads" ankamen, erwartete uns Cris bereits. Und natürlich auch unser treuer, vierrädriger Gefährte. Er stand noch genauso da, wie wir ihn im Juni zurückgelassen hatten. Allerdings war er übersäht mit Tannennadeln, Blättern und kleinen Ästchen. Kein Wunder, stand er doch inmitten von Bäumen und Sträuchern. Cris hat gemeint, er hätte ihn während der Zeit nie angerührt (das obwohl wir ihn eigentlich gebeten hatten, unseren VW-Bus hin und wieder mal zu lüften - aber egal). Glücklicherweise war es im Innern des Busses weder zu feucht geworden, noch haben sich irgendwelche Mäuse oder andere Tiere eingenistet (wir hatten diesbezüglich ja schon ganz schlimme Geschichten gehört...). Allerdings hatten wir mit einem weitaus wichtigerem Problem zu tun: unser VW-Bus liess sich nicht starten. Dies obwohl wir vor unserer Abreise die Batterie abgehängt hatten (oder heisst es nun "abgeklemmt"?). Starthilfe musste her. Mit der Überbrückungshilfe von Cris klappte es dann auch und so stellten wir unser Büssli erst mal in die Nähe einer Steckdose, um ihn via Strom und der Camping-Batterie wieder "aufzuladen". Es wird sich zeigen, ob wir uns noch eine neue Batterie zulegen müssen oder ob es sich - mal wieder - um ein Massen-Problem handelt.

 

Tür an Tür mit Frankreich und Brasilien

Die nächsten Tage verbrachten wir damit, uns in unserem Büssli wieder einzurichten und ihm ein paar der mitgebrachten Ersatzteile einzubauen. Wer bis jetzt gedacht hatte, dass die Veloträger-Schienen die wir mit im Gepäck hatten für den Eigengebrauch bestimmt waren, müssen wir nun leider enttäuschen. Wir sind während unseres Kurzurblaubs in der Schweiz nicht plötzlich zu Sportfanatiker mutiert. Die Veloträger-Schinen haben wir Cris mitgebracht, da er uns den Heckträger (welchen wir nicht mehr benötigen) inklusive dieser Schienen zu einem fairen Preis abgekauft hat.

Auf dem Platz befanden sich nebst uns auch noch weitere Overlander: eine vierköpfige brasilianische Familie, die unterwegs ist nach Ushuaia und von dort hoch nach Alaska, ein asiatischer Franzose mit einem Nissan 4x4, ein brasilianisches Pärchen, das die letzten vier Jahre von Alaska nach Südamerika sowie in Europa am Reisen war, ein französischer Motorradfahrer sowie eine vierköpfige französische Familie, die ebenfalls mit einem VW T3 unterwegs war. Mit den einen kamen wir etwas auführlicher ins Gespräch, mit den anderen etwas weniger. Einerseits weil alle irgendwie grad mit sich, dem Gepäck bzw. den Fahrzeugen beschäftigt waren. Andererseit, weil wir auch immer wieder mal unterwegs waren oder es ganz einfach an der sprachlichen Verständigung happerte (Portugiesisch ist halt doch was ganz anderes als Spanisch, Französisch oder Englisch...).

 

Fast wie Zuhause

Unser Bewegungsradius beschränkte sich während der ersten zwei Tage hauptsächlich auf den Stellplatz oder die umliegende Nachbarschaft, wo wir einkaufen gingen. Allerdings liessen wir es uns nicht nehmen, auch noch einen Ausflug in die Stadt Buenos Aires zu unternehmen. Aufgrund der möglichen Stau-Gefahr zogen wir es jedoch vor, uns von einem UBER-Taxi zum Bahnhof in Tigre fahren zu lassen und von dort (für umgerechneten weniger als CHF 3.00) den Zug in Argentiniens Hauptstadt zu nehmen. Als wir dort ankamen, fühlte es sich gleich wieder vertraut an. Kein Wunder, hatten wir doch vor fast genau einem Jahr sechs Wochen in dieser lebhaften Stadt verbracht. Wer hätte damals kurz nach der Ankunft gedacht, dass uns diese Stadt irgenwann noch so richtig ans Herz wachsen wird. Es war schön wieder hier zu sein. Und so schlenderten wir durch die Strassen, besorgten uns bei der Autohaftpflichtversicherung die bereits im Vorfeld organisierte Police, wechselten einen Teil der mitgebrachten Dollars in argentinische Pesos und gönnten uns einen guten Kaffee "Doble" (gross, schwarz) bzw. "Cortado" (gross, schwarz, mit einem Schuss Milch) in unserem Lieblings-Café, dem Café "La Galette" im sogenannten "Microcentro". Gegen Abend trafen wir uns dann noch mit Thomas auf ein (bzw. zwei, drei) Bier. Thomas ist ein Bekannter von Tinu, der zurzeit in Buenos Aires am Spanisch lernen ist und nebenbei "la pura vida" geniesst (oder ist die Gewichtung vielleicht eher andersrum). Ihn haben wir dann gleich noch ein weiteres Mal getroffen, nachdem wir sonntags durch den Markt im Quartier von "San Telmo" geschlendert sind. Diesmal gabs neben Bier aber auch noch eine Pizza im bekannten "El Cuartito". Wir waren schon früh dort (vor 20.00 Uhr) und hatten noch problemlos einen Tisch ergattert. Als wir jedoch nach 21.00 Uhr das Lokal verliessen, hatte sich bereits eine lange Schlange bis auf die Strasse hinaus gebildet. Für die Einheimischen ist es völlig normal, lange Wartezeiten für einen Tisch in Kauf zu nehmen. Unvorstellbar für uns Schweizer...

 

Wohin gehts als nächstes?

Für uns war ja lange nicht klar, in welche Richtung wir nach unserer Ankunft in Buenos Aires reisen werden: Nochmals ein Stück weit in den Süden? Direkt rüber nach Chile oder vielleicht doch noch nach Uruguay? So ganz klar ist die geaue Route immer noch nicht. Unser (Fern-)Ziel ist Alaska. Doch wie nach Rom führen auch hier viele Wege dorthin. Welche Route wir schlussendlich nehmen werden, ist noch immer offen. Wir haben uns aber erst einmal entschieden, unseren VW-Bus in Buenos Aires auf die Fähre zu verladen und damit rüber nach Uruguay zu fahren. Alles Weitere wird sich dann zeigen...

 

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Kommentare: 4
  • #1

    Lexä (Mittwoch, 13 Dezember 2017 22:53)

    Hola!
    ...da bini widermau mit de "Jungs" am Hoosen-Konzärt gsy u de simer uf di/öii Reis choo u somit bini uf öiem Blog glandet....bi scho chly ga düreschnöiggä u wirdemi ab sofort mit öiem Erläbte mis
    Resefieber chly stiuä....i wünschä öich "mucha suerte y lo mejor en el camino"...isch's Kroki drbii? ;-) Äs Grüessli

  • #2

    Wilhelm Bucher (Freitag, 12 Januar 2018 23:38)

    https://www.break-a-way.net/

    Hoi Lozärner danke für die tollen Reisebericht. Schaut mal unter der obigen Homepage mit viele Infos. Dani und Cel sind zurzeit von Chile/Argentinien Richtung Patagonien unterwegs. Hends guet. Gruss aus dem Hochnebligen
    Lozärn. Willy

  • #3

    Wilhelm Bucher (Samstag, 13 Januar 2018 00:14)

    http://www.abenteuertour.de/download/
    Hoi zäme,
    hab noch was nützliches gefunden. Die Fam.Vierkotten haben die Reise kürzlich von Nord bis Südamerika gemacht. Vielleicht könnt Ihr einen Tipp aus dem download von Ihnen gebrauchen.
    Die 2 von Ihnen geschriebenen Bücher sind im Know How Verlag erhältlich.

    Gruss Willy

  • #4

    Mirjam von www.redvan.ch (Dienstag, 16 Januar 2018 16:44)

    @Lexä:
    Hola! Dr Tinu het sich also sehr gfreut vo diär z ghörä (er het im Moment chli öligi Finger und cha drum nid grad sälber die paar Ziele schriebe). Miär sind nämlich mal wieder inere Autowerkstatt und er packt wie gwohnt tatchräftig mit a... Bisch du die nächste Mönet mal in Südamerika azträffe? Wenn ja, wo? PS: Z Kroki heig er dr Jana gäh... ;) Liäbi Grüäss üs La Serena, Chile

    @Willy:
    Du glaubsch es nid, aber miär sind dr Celine und em Daniel bereits scho begägnet und zwar i dr Région del Maule (ca. 300 km südlich vo Santiago). Hend det mit ihnä ä gmuätlichä Abig uf dr chlinä Estancia "El Encanto" verbracht, wo vo vonere Baslerin und ihrem chilenische Ma gfuährt wird. D Welt isch chlii... ;) Vo dr Familie Vierkotten hemmer ai scho gläse. Miär hend scho etliche Reiseblogs uf üserer Favorite-Liste, wo miär immer wieder konsultieret. Härzlichi Grüäss, Mirjam & Martin

Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele:

Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur.

Darum, Mensch, sei zeitig weise!

Höchste Zeit ist's! Reise, reise!

- Wilhelm Busch -